Die gigantische Quipu-Superstruktur: Neuer Meilenstein in der Astronomie

von
Quipu Superstruktur
Foto: Böhringer et al.
Das bisher größte zusammenhängende Gebilde im bekannten Universum wurde entdeckt. "Quipu", erstreckt sich über 1,4 Milliarden Lichtjahre.

Wissenschaftler haben das bisher größte zusammenhängende Gebilde im bekannten Universum entdeckt. Diese bemerkenswerte Struktur, die als „Quipu“ bezeichnet wird, erstreckt sich über 1,4 Milliarden Lichtjahre und verändert unser Verständnis des Kosmos grundlegend. Die Entdeckung einer solchen Megastruktur, die sich über mehrere Sternbilder hinweg spannt, ist nicht nur beeindruckend, sondern auch von enormer wissenschaftlicher Bedeutung.

Was ist Quipu?

Quipu ist nach den geknoteten Schnurbotschaften der Inka benannt, da die Struktur Ähnlichkeiten mit einem gigantischen Filament mit knotigen Seitensträngen aufweist. Diese Struktur besteht aus 68 Galaxienhaufen, die durch massive Mengen dunkler Materie zusammengehalten werden und insgesamt 240 Billiarden Sonnenmassen umfassen. Zum Vergleich: Das Licht, das heute von der Sonne auf die Erde trifft, benötigt nur etwa 8 Lichtminuten.

Die wissenschaftliche Bedeutung der Entdeckung

Die riesige Struktur Quipu bringt das anerkannte Modell des Universums ins Wanken. Superstrukturen wie diese verzerren durch ihre immense Masse die kosmische Hintergrundstrahlung und beeinflussen Messungen zur Hubble-Konstante, die die Expansionsrate des Universums beschreibt. Gayoung Chon, eine der Mitautorinnen der Studie, betont: „Auch wenn es sich dabei nur um Korrekturen von wenigen Prozent handelt, werden diese mit zunehmender Genauigkeit der kosmologischen Beobachtungen immer wichtiger.“

Die Entdeckung von Quipu und vier weiteren Superstrukturen zeigt ferner, dass diese gigantischen Gebilde fundamentale Bausteine unseres Universums sind. Sie enthalten etwa 45 Prozent aller Galaxienhaufen, 30 Prozent aller Galaxien und 25 Prozent der gesamten Materie in ihrem Bereich des Universums.

Die Forschung hinter der Entdeckung

Das Team um Hans Böhringer vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching nutzte Daten des Röntgensatelliten ROSAT, die bereits in den 1990er Jahren gesammelt wurden. Durch verbesserte Analysetechniken und den Einsatz von KI-Tools konnten sie die Superstruktur Quipu in diesen Archivdaten aufspüren. Die Beobachtungen wurden hauptsächlich am Europäischen Südobservatorium in Chile durchgeführt, in dessen Land auch die originalen Quipu-Schnüre der Inka gefunden wurden.

Ein Blick in die Zukunft

Böhringer weist darauf hin, dass Quipu wahrscheinlich nicht die größte Struktur im Universum ist. „Größere Strukturen könnten durchaus existieren, wenn wir noch größere kosmische Volumina untersuchen würden,“ sagt er. Interessanterweise erwähnt er auch die Hercules-Corona-Borealis Great Wall, die angeblich 10 Milliarden Lichtjahre lang ist, aber nie als physikalisch verbundene Einheit bestätigt wurde. Quipu hingegen ist eindeutig als zusammenhängende Struktur nachgewiesen.

Superstrukturen wie Quipu sind jedoch nicht für die Ewigkeit bestimmt. Im Laufe der kosmischen Evolution werden sie auseinanderbrechen und in kleinere Einheiten zerfallen, sodass eine Momentaufnahme eines vergänglichen Stadiums dieser gigantischen Gebilde beobachten.

Schlussfolgerung

Die Entdeckung der Quipu-Superstruktur zeigt eindrucksvoll die Fortschritte, die die Astronomie in den letzten Jahrzehnten gemacht hat. Moderne Analysemethoden und die Kombination alter und neuer Daten haben es ermöglicht, diese gigantischen Strukturen zu identifizieren und zu verstehen. Obwohl wir in den tiefen Weiten des Kosmos immer noch nur an der Oberfläche kratzen, sind Entdeckungen wie Quipu ein Zeichen dafür, wie weit die Menschheit gekommen ist – und wie viel noch zu entdecken bleibt.

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