Sie müssen buchstäblich haushalten – und das von Geburt an: Tatsächlich schlüpfen Gehäuseschnecken mit einem Miniaturhaus auf dem Rücken aus dem Ei. Denn die Schale wird bereits im Embryonalstadium angelegt und wächst fortan als Weichkörperwohnung mitsamt ihrer Besit- zerin. Über Drüsen auf dem Rücken scheidet die Bauherrin ihren Werkstoff aus: Aragonit, ein Kalkmaterial. Damit verdickt sie die mobile Immobilie in zwei Schichten von innen. Die äußere Schalenhaut besteht aus einem Proteingemisch, das als chemischer Schutzmantel fungiert. So trägt die Schnecke ihren Rückzugsort immer bei sich, er schützt vor Fressfeinden, Verletzungen und vor dem Austrocknen.
Kleinere Wandreparaturen erledigt das Haus-Tier mit einer Extraportion Kalk. Wird das »mobile home« jedoch völlig zerstört, stirbt die Schnecke, nachbauen kann sie es nicht. Auch ein Umzug ist ausgeschlossen: Mit seinem Zuhause ist der Schleimer verwachsen.
»Schneckenkönige« sind selten
Die meisten Gehäuseschnecken zählen übrigens zu den Rechtsdrehern, das heißt: Das Eigenheim weist eine sich nach rechts windende Spirale auf. Unter Weinbergschnecken schätzen Forscher die Häufigkeit von Linksdrehern auf gerade einmal 1 zu 40 000. Zwar werden diese Ausnahmeerscheinungen als »Schneckenkönige« bezeichnet. Da sie aber im Inneren völlig verdreht sind und auch die Geschlechtsorgane auf der falschen Seite sitzen, können sie sich in der Regel nicht paaren – oder nur mit ihresgleichen.
(Text: Barbara Lich)
Der Artikel ist in der Ausgabe 12/2020 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.