Sie ist Teil des Königreichs Dänemark, liegt rund 700 Kilometer vom Nordpol entfernt vor der Nordküste Grönlands und trägt bislang keinen Namen. Schließlich wurde sie gerade erst entdeckt: Im Juli 2021 steuerte ein Forschungsteam um den Geowissenschaftler Morten Rasch von der Universität Kopenhagen das knapp 30 mal 60 Meter große Eiland mit einem Hubschrauber an – hielt es aber zunächst für die seit 1978 bekannte Insel Oodaaq. Sie galt bislang als nördlichste der Erde, und auf ihr wollte das Team Bodenproben entnehmen.
Das Eiland könnte in naher Zukunft schon wieder im Meer verschwinden
Erst als Rasch Bilder und Koordinaten des Eilands im Internet postete, machten ihn Fachleute auf seinen Irrtum und die ungewollte Entdeckung aufmerksam. Demnach liegt die neue Rekordinsel rund 800 Meter weiter nördlich als Oodaaq. Allerdings ragt ihr Landkörper nur drei bis vier Meter hoch aus dem Meer und besteht hauptsächlich aus kleinen Ansammlungen von Schlamm und Kies. Ein heftiger Sturm könnte die nördlichste Insel der Erde daher womöglich in naher Zukunft schon wieder im Meer verschwinden lassen.
Vermutlich lag das Eiland lange unter Packeis verborgen und konnte so erst seit kurzer Zeit entdeckt werden. Aus wissenschaftlicher Sicht sei sein Fund nicht besonders bedeutend, sagte das Entdeckerteam der britischen Rundfunkanstalt BBC – aber immerhin könnten sie nun behaupten, als einzige sechs Menschen der Welt auf der nördlichsten Landmasse der Erde gestanden zu haben. Falls die bald einen Namen erhalten soll, haben die Forschenden einen einleuchtenden Vorschlag: »Qeqertaq Avannarleq« – grönländisch für »nördlichste Insel«.
Der Artikel ist in der Ausgabe 11/2021 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.