Ohne gesunde, kräftige Soldaten lässt sich kein Krieg gewinnen. Das war auch Kaiser Napoleon III. klar, der Frankreich im 19. Jahrhundert auf Kosten der Nachbarstaaten vergrößern wollte. Als Energielieferant war nahrhafte Butter geradezu systemrelevant, allerdings auch sehr teuer. Davon abgesehen wurde sie schnell ranzig. Deshalb lobte der Kaiser im Jahr 1866 für die Erfindung eines billigen Butterersatzes 100 000 Goldfranc aus. Drei Jahre später präsentierte der Chemiker Hippolyte Mège-Mouriès die Lösung: Aus einer Mischung aus Rindertalg, Milch, Wasser und zerkleinertem Kuheuter stellte er die »beurre économique« her, die »preiswerte Butter«. Um sein Produkt besser verkaufen zu können, gab er der Kunstbutter später einen klangvolleren Namen: »Margarine«, abgeleitet vom griechischen Wort »margaron« für Perle. Schließlich, so befand Mège-Mouriès, schimmerte seine alternative Butter wie eine Perle. Obwohl die Margarine bald zum Riesengeschäft und industriell hergestellt wurde, verhalf sie dem Chemiker keineswegs zu Reichtum: Überall in Europa, vor allem in den Niederlanden, begannen Unternehmer, eigene Rezepturen zusammenzurühren und auf den Markt zu bringen. Auch Napoleon III. brachte die Margarine kein Kriegsglück: Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 endete für ihn in einem Desaster.
Die pflanzliche Margarine, wie wir sie heute kennen, kam erst später auf den Markt: 1902 gelang es dem deutschen Chemiker Wilhelm Normann erstmals, pflanzliche Öle zu verfestigen. Seitdem können auch pflanzliche Fette für die Margarineherstellung verwendet werden.
(Text: Manuel Opitz)
Der Artikel ist in der Ausgabe 06/2021 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.