(Text: Frederik Kesting)
Sie gehören zu den imposantesten Bäumen in großen Gärten und Parks: Rosskastanien können bis zu 30 Meter in die Höhe wachsen und stolze 300 Jahre alt werden. Ihre breiten und hohen Kronen mit den handförmigen Fiederblättern spenden im Sommer viel Schatten. Bald darauf verfärben sich die grünen Blätter in den schönsten Herbstfarben. Und gleichzeitig reifen ab September die Früchte des Baumes.
Die stacheligen grünen Kugeln, die sich überall zwischen den Blättern befinden, enthalten unter der dicken Schale bis zu drei Kastanien. Sind die Früchte später im Herbst reif, fallen sie auf den Boden, wobei die Schale aufplatzt und so die Kastanien freigibt.
Die Verbindungsstelle zwischen dem Samen und seinem Baum
Bei den Kastanien handelt es sich streng genommen um den Samen des Baumes. Sie bestehen aus der braunen Samenschale, die das innen liegende Nährgewebe und den »Embryo« umgibt. Den runden weißen Fleck, der sich auf jeder Kastanie befindet, bezeichnen Botaniker als Hilum oder auch als Samennabel. Hier lag zuvor ein Strang an, der sogenannte Funiculus, der den Samen mit Nährstoffen versorgt. Der weiße Fleck war also die Verbindungsstelle zwischen dem Samen und seinem Baum. Ein bisschen so wie beim Menschen der Bauchnabel.
Viele der Kastanien werden im Winter von Wildtieren wie Rehen oder Wildschweinen gefressen. Einige der Kastanien schaffen es jedoch bis ins Frühjahr. Allmählich schiebt sich dann ein erster Spross aus dem Samen. Und gleichzeitig bildet sich eine Pfahlwurzel aus, die später durch Seitenwurzeln ersetzt wird. Die Pflanze wächst nun schnell heran. Eigene Früchte trägt ein Kastanienbaum aber erst in einem Alter von 10 bis 15 Jahren.
Der Artikel ist in der Ausgabe 10/2021 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.