Falsch geschriebene Gravur und schlechtere Qualität: Gab es schon zur Wikingerzeit Produktpiraterie?

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Foto: (C) adobe-stock
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Gucci-Taschen, Rolex-Uhren und andere Luxusgüter werden gerne von Kriminellen kopiert und billig verhökert. Raubkopien gibt es aber schon lange, auch die Wikinger hatten damit zu kämpfen.

Eines der beliebtesten Schwerter zur Zeit Karls des Großen, um 800 n. Chr., war das Ulfberht-Schwert der Franken. Es war ein Eisenschwert, das durch eine neue Verhüttungs- und Schmiedetechnik unvergleichlich leicht und dennoch hart wie Stahl war. Nach aktuellen Erkenntnissen wurde es womöglich in den Schmieden der Klöster von Fulda oder Lorsch in Hessen hergestellt: Wie chemische Studien vor einigen Jahren ergeben haben, stammt das Blei der Griffverzierung aus dem Hintertaunus im Rheinischen Schiefergebirge. Die Form der Gravur »+VLFBERH+T« mit den lateinischen Buchstaben und Kreuzen deutet auf eine kirchliche Schmiede hin, und die Klöster Fulda und Lorsch liegen den Blei-Abbaugebieten am nächsten. »Wir wissen es nicht genau, gehen aber davon aus, dass es sich bei Ulfberht um einen Bischof oder Abt handelte, dem die Werkstätten unterstellt waren«, sagt Georg Kokkotidis, Archäologe am Landesmuseum Württemberg in Stuttgart.

Die gefälschte Gravur führt auf die Spur

Jedenfalls war Kaiser Karl sauer, dass die Schwerter aus seinen Schmieden durch Handel auch beim Feind landeten – vor allem den Wikingern und Slawen. An Heiligabend des Jahres 805 erließ er darum ein Exportverbot. Das wurde allerdings durch Schmuggel öfters umgangen, wie zahlreiche Funde solcher Schwerter in Skandinavien beweisen. Einige davon könnten auch bei Plünderungen erbeutet worden sein. Wahrscheinlich wurde das Schwert auch häufig raubkopiert, also mit der auf dem gesamten Kontinent angesehenen »+VLFBERH+T«-Gravur versehen, obwohl es gar nicht entsprechend geschmiedet worden war. Darauf deuten zahlreiche Funde von Schwertern hin, deren Gravur falsch geschrieben ist und deren Qualität im Vergleich zu wünschen übrig lässt. Aufzeichnungen mit Belegen dafür gibt es zwar nicht. »Aber Experimente haben gezeigt«, so Georg Kokkotidis, »dass der Schriftzug ohne Probleme nachträglich angebracht werden kann.« Ein weiteres Indiz: Je weiter entfernt vom Frankenreich vermeintliche Ulfberht-Schwerter aufgetaucht sind, desto häufiger zeigten sie Kopierfehler.

(Text: Jan Berndorff)

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