Gab schon zur Zeit der Kreuzritter Handgranaten?

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Archäologen stoßen im Nahen Osten oft auf solche Gefäße. Einige könnten Waffen gewesen sein. Foto: © Amir Gorzalczany/Israel Antiquities Authority
Forscher und Forscherinnen haben bei Ausgraben kugelförmige Gefäße entdeckt, in denen brennbares und wahrscheinlich explosives Material nachgewiesen werden konnte. Handelt es sich bei den Fundstücken um eine Art historischer Handgranaten?

(Text: Angelika Franz)

Offenbar konnte man sie in islamischen Ländern zur Zeit des Mittelalters an jeder Straßenecke kaufen: dickwandige, kugelförmige Gefäße mit oder ohne Verzierung. Bei archäologischen Ausgrabungen tauchen sie regelmäßig auf. Doch was genau enthielten die kleinen Kugelflaschen? Bisher konnten Forscher und Forscherinnen in verschiedenen ähnlich geformten Gefäßen bereits Reste ganz unterschiedlicher Dinge nachweisen: Bier, Quecksilber, Öl oder auch Medikamente. Doch bei der Untersuchung von vier weiteren Behältnissen aus dem 11. und 12. Jahrhundert, die bereits in den 1960er-Jahren im Armenischen Garten in Jerusalem ausgegraben worden waren, stieß Carney Matheson von der australischen Griffith University nun auf eine Überraschung. Das erste enthielt Öl, das zweite vermutlich duftende Substanzen und das dritte eine Medizin. Im vierten Gefäß aber wies Matheson ein brennbares und wahrscheinlich explosives Material nach. Vermutlich handelte es sich bei diesem Kugeltopf um eine Waffe.

Die historischen Wurfgeschosse enthielten kein schwarzpulver

Der Fund scheint nun historische Berichte zu bestätigen, denen zufolge während der Kreuzzüge eine Art Handgranate zum Einsatz kam. Warfen Krieger sie zwischen die Feinde, erzeugten sie Explosionen und grelle Lichtblitze. Das Wurfgeschoss enthielt allerdings noch kein Schwarzpulver, sondern eine andere explosive Substanz. Schwarzpulver kam erst im 13. Jahrhundert mit den Mongolen oder als Handelsware über die Seidenstraße aus China nach Europa und in den Nahen Osten. 

Der Artikel ist in der Ausgabe 09/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.

Die P.M.-Redaktion besteht aus einer Hauptredaktion und einer Vielzahl freier Autorinnen und Autoren. Die Magazine „P.M.“, „P.M. Schneller schlau“ und „P.M. History“ erscheinen monatlich und beschäftigen sich mit Themen rund um Physik, Chemie, Biologie, Natur, Psychologie, Geschichte und vielen mehr.
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