Strenge Winter sind für die Pflanzenwelt eine Herausforderung. Während Tiere in wärmere Regionen ziehen oder sich einen schützenden Unterschlupf suchen können, müssen Pflanzen in der kalten Umgebung ausharren. Unsere Flora hat dazu unterschiedliche Strategien entwickelt. So werfen Bäume beispielsweise ihre Blätter ab, um ihren Wasserbedarf zu drosseln. Manche Pflanzen bilden eine Art Frostschutzmittel, damit das Wasser in ihren Zellen nicht gefriert. Andere Gewächse fahren während der kalten Jahreszeit ihren Stoffwechsel herunter, sodass sie keine zusätzliche Wärme benötigen. Aber es gibt auch Pflanzen, die im Winter quasi die Heizung anwerfen und sich selbst wärmen. Dazu erhöhen sie etwa in der Blüte oder in der Zwiebel die Zellatmung, sodass sie dort mehr Zucker oder Fette verbrennen. Dabei entsteht Wärme. So können die Gewächse also einzelne ihrer Teile ganz gezielt aufheizen. Fachleute bezeichnen den Vorgang als Thermogenese.
Das wohl bekannteste Beispiel dafür findet sich bei Schneeglöckchen, deren junge Triebe sich schon im Februar durch die Schneedecke schieben können. Gezielt heizt die Pflanze dazu die unterirdische Zwiebel auf acht bis zehn Grad Celsius. Die angrenzende Schneedecke beginnt zu schmelzen, sodass ein Loch für die ersten Triebe entsteht. Als praktischer Nebeneffekt wird die Zwiebel auch mit frischem Schmelzwasser versorgt.
Der Gefleckte Aronstab erhitzt hingegen ausschließlich seine Blüte. So verstärkt die kleine, krautige Pflanze die Ausbreitung ihrer Duftstoffe. Das lockt bestäubende Insekten aus einem größeren Umkreis an – ein klarer Vorteil gegenüber anderen Blüten. Eine noch erstaunlichere Partnerschaft gehen Philodendren mit ihren Bestäubern ein. Sie heizen die Blüte auf wohlige Temperaturen, um den Insekten einen wärmenden Unterschlupf zu bieten. Diese fliegen dann von einer wohltemperierten Blüte zur nächsten und sorgen so für eine frühe Bestäubung trotz eisiger Temperaturen.
(Text: Frederik Kesting)