Beteigeuze, der leuchtend rote Stern im Sternbild Orion, hat seit Langem die Aufmerksamkeit von Astronomen auf sich gezogen. Sein seltsames Verhalten, insbesondere seine regelmäßigen Helligkeitsschwankungen, lässt Wissenschaftler seit Jahrzehnten rätseln. Insbesondere ein Zyklus von etwa 2170 Tagen (ungefähr sechs Jahre) hat bisher keine überzeugende Erklärung gefunden – bis jetzt. Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Beteigeuze in Wahrheit ein Doppelsternsystem ist.
Die Große Verdunkelung von 2019
Beteigeuze war bereits für seine Helligkeitsschwankungen bekannt, doch die sogenannte „Große Verdunkelung“ im Jahr 2019 steigerte das Rätsel um den Stern noch weiter. Der Stern wurde plötzlich dunkler als je zuvor, was die astronomische Gemeinschaft kurzzeitig glauben ließ, dass eine Supernova unmittelbar bevorstehen könnte. Später stellte sich heraus, dass die Verdunkelung durch eine gigantische Staub- und Gaswolke verursacht wurde, die der Stern ausgestoßen hatte. Doch die Frage blieb: Was verursachte solche außergewöhnlichen Zustände?
Das große Aha-Erlebnis
Die neueste Studie gibt nun eine überraschende Antwort: Beteigeuze könnte nicht alleine sein. Ein internationales Forscherteam hat Anzeichen dafür gefunden, dass ein kleinerer Begleitstern, liebevoll „Betelbuddy“ genannt, Beteigeuze umkreist. Dieser Begleitstern erklärt die mysteriösen Schwankungen in der Helligkeit und Radialgeschwindigkeit des Hauptsterns. Die periodischen Schwankungen der Helligkeit und Radialgeschwindigkeit von Beteigeuze korrelieren perfekt mit der Umlaufperiode des hypothetischen Begleitsterns.
Detaillierte Analyse und Beobachtungen
Durch detaillierte Analysen der Bewegungen von Beteigeuze und seiner Radialgeschwindigkeit gelangte das Forschungsteam zu seiner Schlussfolgerung. Jared Goldberg, der Hauptautor der Studie, erklärte: „Wir schlossen jede innere Quelle der Variabilität aus, die wir uns vorstellen konnten. Die einzige Hypothese, die zu passen schien, war, dass Betelgeuse einen Begleiter hat.”
Meridith Joyce, Co-Autorin der Studie, fügte hinzu, dass die minimale Helligkeit von Beteigeuze immer dann auftritt, wenn der Begleitstern hinter dem Hauptstern liegt. Dies unterstützt die Hypothese, dass der Begleitstern die Staubhülle um Beteigeuze durchquert und verändert. Diese Interaktion beeinflusst die Menge des Lichts, das die Erde erreicht.
Charakterisierung des Begleitsterns
Der Begleitstern befindet sich vermutlich in einer Entfernung von etwa 1850 Sonnenradien und hat eine Masse von etwa 1,2 Sonnenmassen. Der Abstand zwischen den beiden Sternen beträgt das 2,4-fache des Radius von Beteigeuze – ein gewaltiger Abstand angesichts der riesigen Ausdehnung von Beteigeuze.
Langfristige Bedeutung
Die Anwesenheit eines Begleitsterns ist nicht nur für unser Verständnis der Helligkeitsschwankungen von Beteigeuze relevant. Sie könnte auch entscheidend sein für die zukünftige Supernova von Beteigeuze. Der Begleitstern könnte durch seine Gravitation die äußeren Schichten von Beteigeuze beeinflussen und so den Massenauswurf oder die Dynamik der Supernova verändern. Diese Wechselwirkungen könnten die genaue Zeitleiste bis zur Supernova-Explosion beeinflussen.
Die nächste Gelegenheit, den Begleitstern am Rand von Beteigeuze zu beobachten, wird am 26. November 2027 sein. Diese Beobachtungen könnten uns weitere Einblicke in eines der faszinierendsten Objekte am Nachthimmel geben.
Fazit
Die Entdeckung eines möglichen Begleitsterns bei Beteigeuze löst nicht nur ein langjähriges Rätsel, sondern eröffnet auch neue Perspektiven für das Studium massereicher Sterne und ihrer Lebenszyklen. Sollten zukünftige Beobachtungen diese Hypothese bestätigen, stünde unser Verständnis von Beteigeuze und seiner bevorstehenden Supernova vor einem tiefgreifenden Wandel. Die Forschung bleibt spannend und Beteigeuze behält seine Stellung als einer der mysteriösesten und faszinierendsten Sterne unserer Galaxie.