(Text: Ulf Schönert)
Das wird wohl noch etwas dauern – denn Schiffe sind schwerer zu elektrifizieren als Autos. Sie benötigen viel Energie, sind oft wochenlang auf See und können unterwegs nicht mal eben aufgeladen werden. Daher qualmen auf Meeren und Flüssen die Schornsteine bislang fast unvermindert weiter. Dabei gehören Schiffe zu den schlimmsten Luftverpestern überhaupt: Neben klimaschädlichem Kohlendioxid stoßen sie Ruß, Feinstaub, Schwefeldioxid und allerlei andere Giftstoffe aus. Weltweit verbrennen sie in jedem Jahr etwa 370 Millionen Tonnen Treibstoff und erzeugen dabei rund drei Prozent der Treibhausgase insgesamt. Dass das grundsätzlich auch anders gehen könnte, zeigt ein neuer Frachter, der zurzeit in norwegischen Gewässern erprobt wird. Die »Yara Birkeland« ist das erste Containerschiff der Welt, das rein elektrisch fährt. Sie ist 80 Meter lang, 15 Meter breit und kann 3120 Tonnen Fracht in 120 Containern aufnehmen. Die Batteriekapazität des Schiffs beträgt 6,8 Megawattstunden – was der von etwa 100 Tesla-Pkw entspricht.
In Norwegen wird ein elektrisches Containerschiff getestet
Wie bei Autos geht der Elektroantrieb allerdings auch in der Schifffahrt auf Kosten der Reichweite. Daher wurden auf See bislang vor allem Fähren mit Elektromotoren ausgestattet. Sie fahren nur kurze Strecken und laufen immer die gleichen Häfen an.
Auch die batteriebetriebene »Yara Birkeland« ist für den Pendelbetrieb auf der Kurzstrecke ausgelegt: Sie wird ausschließlich eine zwölf Kilometer lange Route zwischen der im Inneren eines Fjords gelegenen Düngemittelfabrik in Porsgrunn und dem Seehafen Brevik im Süden Norwegens hin- und herfahren. Doch allein das reicht schon aus, um jährlich 40 000 Diesel-Lkw-Fahrten einzusparen.
Der Artikel ist in der Ausgabe 02/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.