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»Sesshoseki«: Hat in Japan ein gefährlicher Geist einen Stein gesprengt?

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Giftige Gase und ein entfesseltes Geisterwesen: zerbrochener Lavafels (Mittel links) bei Nash Foto: © IMAGO/AFLO
In Japan zerbrach im März 2022 ein berüchtigter Lavafelsen in zwei Teile. Abergläubische Menschen deuten das Zerbrechen des Steinbrockens als Ausbruch einer Figur aus der japanischen Mythologie

Anfang März 2022 wurde in Japan ein berüchtigter Steinbrocken in zwei Teile gespalten aufgefunden. Beim »Sesshoseki« handelt es sich um einen Lavafelsen in Nasu in der Präfektur Tochigi, der seit 1957 als historische Stätte registriert ist. Der Name bedeutet »lebensnehmender Stein« und wird manchmal auch falsch mit »Tötungsstein« übersetzt.

Ursprung des Unheil verkündenden Namens sind die giftigen Gase, die aus der vulkanisch aktiven Region rund um den Brocken herum aufsteigen und der Gesundheit schaden können. Diese Wirkung nährte wohl die Legende, dass der Stein alle tötet, die ihm zu nahe kommen. Ähnliche Geschichten gibt es in Japan auch über Steinbrocken aus anderen Vulkangebieten. 

Forschende haben eine nüchterne Erklärung für das Zerbrechen des Lavafelsens

Lokalen Legenden nach handelte es sich beim Sesshoseki in Nasu um den verwandelten Körper der Fuchsfrau Tamamo no Mae, einer Figur aus der japanischen Mythologie. Laut einer der Erzählungen versuchte Tamamo no Mae im 12. Jahrhundert, den Kaiser Toba zu töten, nachdem sie zu seiner Lieblingskonkubine am Hof geworden war. Als aufflog, dass die schöne und gelehrte Frau eigentlich eine Fuchsfrau war, wurde sie verjagt und floh in Form eines Geisterwesens: des neunschwänzigen Fuchs-Yokai. Füchse sind – als sogenannte Kitsune – ein wichtiger Teil japanischer Folklore und treten oft als Trickster auf. Sie werden weder als gut noch als böse angesehen. Je mehr Schwänze sie haben, desto mächtiger sind sie. Tamamo no Mae verwandelte sich in den Stein, um ihren Verfolgern zu entkommen.

Abergläubische Menschen deuteten das Zerbrechen des Lavafelsens am 5. März 2022 als Ausbruch der Fuchsfrau aus ihrem Gefängnis nach fast 1000 Jahren. Forschende haben eine nüchternere Erklärung: Demnach führten die örtlichen Witterungsbedingungen dazu, dass der Stein mit der Zeit Risse bekam. Die füllten sich mit Regenwasser und vertieften sich immer weiter – bis der Brocken schließlich so instabil wurde, dass er zerbrach.

(Text: Tino Falke)

Der Artikel ist in der Ausgabe 08/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.

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