(Text: Jan Berndorff)
Wie wichtig Desinfektionsmittel für unser Leben sein können, hat uns nicht zuletzt die Corona-Pandemie vor Augen geführt. Zu deren Beginn waren sie binnen kürzester Zeit ausverkauft, wurden zeitweise quasi mit Gold aufgewogen. Umso bedeutsamer wäre es, einfach und günstig herzustellende Desinfektionsmittel zur Verfügung zu haben, die gleichzeitig die Umwelt schonen. In dieser Hinsicht haben Forschende aus China einen interessanten Vorschlag: Sie haben ein Mittel entwickelt, das aus nichts als Wasser und Sägespänen besteht.
Sägespäne enthalten phenolartige Verbindungen, die die Zellwände von Bakterien angreifen und diese abtöten. Andere Öko-Desinfektionsmittel enthalten Phenole aus anderen Quellen, sie sind aber teuer und energieintensiv herzustellen. Bevorzugt werden daher meist günstigere Alternativen, zum Beispiel Chlor. Das ist jedoch sehr reaktionsfreudig und kann daher unerwünschte Effekte auf die Umwelt haben.
Öko-Desinfektionsmittel: Sägespäne im Mix mit Wasser müssen unter Hochdruck etwa eine Stunde kochen
Die Phenole in den Sägespänen lassen sich allerdings auch nicht ganz ohne Weiteres nutzen. Sie sind in größere, weitverzweigte Moleküle eingebunden, die in den Zellwänden stecken. Um sie zur Entfaltung zu bringen, muss man sie aus dieser molekularen Bindung erst befreien. Das erreichte das Team, indem es die Sägespäne im Mix mit Wasser unter Hochdruck etwa eine Stunde kochte.
In Tests zeigte das neue Mittel bereits Erfolg: Der Sägespan-Sud konnte Proben von Kolibakterien und Staphylokokken genauso wie von Anthrax-Bazillen und Grippeviren zu mehr als 99 Prozent abtöten.
Der Artikel ist in der Ausgabe 04/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.