Sind Fische wirklich stumm?

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Foto (C): Wikipedia
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Brummen, Pfeifen, Grunzen: Fische erzeugen vielfältige Geräusche, um sich zu verständigen. Manche davon hört man sogar an Land.

Die Menschen, die das Geräusch gehört hatten, beschrieben es als „geheimnisvolles Brummen“. Es kam aus dem Meer und riss 2013 die Bewohner der südenglischen Küstenstadt Southampton aus dem Schlaf. Ähnliche tieffrequente Töne stören jeden Sommer die Nachtruhe im nordamerikanischen Seattle und in Sausalito, Kalifornien. Der Lärm erinnert an ein Motorboot, das stundenlang nicht vom Fleck kommt. Seine überraschende Quelle sind – Fische. Genauer: die Männchen des amerikanischen Bootsmannfischs. Sie werben mit monotonem Brummgesang um die Gunst der Weibchen. Allerdings stimmten nicht alle in den Gesang mit ein. Es gibt bei den Bootsmannfischen zwei Typen von Männchen. Typ eins baut höhlenartige Nester, erzeugt mit Hilfe der Muskeln seiner Schwimmblase ein lautes Brummen und lockt dadurch Weibchen an. Typ zwei ist kleiner, bleibt stumm, die Weibchen lassen ihn links liegen. Doch der Kleine profitiert von den Anstrengungen des Großen. Er lungert am gemachten Nest herum und befruchtet in einem geeigneten Moment die Eier des Weibchens, das Typ eins angelockt hat. Bootsmannfische sind nicht die einzigen hörbaren Fische.

Das Konzert der Fische

Der Meeresbiologe Rodney A. Rountree aus Massachusetts kennt allein an der amerikanischen Ostküste rund 150 Arten, die akustisch miteinander kommunizieren. Er hat sogar ein kleines Soundarchiv zusammengestellt. So klingt etwa der amerikanische Silberbarsch wie eine Schreibmaschine, während der Kugelfisch sich anhört wie ein Mensch, der mit Kamillentee oder Mundspülung gurgelt. Eine weitere erstaunliche Forschungsarbeit aus dem Jahr 2017 stammt aus Australien. Ein Forscherteam zeichnete anderthalb Jahre lang die Laute verschiedener Fischarten in Küstennähe auf. Durch die Überlagerung ihrer Vokalisationen entstand ein regelrechter Chor aus unterschiedlichen Stimmen – ein Unterwasser-Konzert von vermeintlich stummen Fischen.

(Text: Katharina Jakob)

Mehr über grunzende, pfeifende oder knurrende Fische lesen Sie in der Titelgeschichte des Heftes 10/2020 von P.M. Fragen & Antworten.

Die P.M.-Redaktion besteht aus einer Hauptredaktion und einer Vielzahl freier Autorinnen und Autoren. Die Magazine „P.M.“, „P.M. Schneller schlau“ und „P.M. History“ erscheinen monatlich und beschäftigen sich mit Themen rund um Physik, Chemie, Biologie, Natur, Psychologie, Geschichte und vielen mehr.
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