Geothermie dient mancherorts als Energiequelle: Warmes Wasser aus dem Untergrund wird gefördert, um damit zu heizen. Oder man pumpt kaltes Wasser zum Erwärmen in die Tiefe und wieder hoch. Im Oberrheingraben in Südwest-Deutschland und Ost-Frankreich zwischen Basel und Frankfurt am Main zum Beispiel wird das warme Tiefenwasser auf diese Weise genutzt. Noch viel mehr passiert das allerdings auf Island. Denn auf der vulkanisch sehr aktiven Insel gibt es jede Menge heißes Wasser im Boden. Daher deckt Geothermie durch vulkanische Energieressourcen in Island schon heute ein Viertel des Strombedarfs und sogar fast den ganzen Wärmebedarf der Bevölkerung. Doch die Isländer wollen mehr. Sie suchen einen Weg, den Schatz ihrer Insel noch stärker in Wert zu setzen. Denn bislang nutzen selbst große Geothermieanlagen allenfalls zehn Prozent der in der Tiefe schlummernden Energie.
Unterschieden wird zwischen Oberflächennaher Geothermie und tiefer Geothermie. In Deutschland zum Beispiel steigt die Temperatur durchschnittlich um 3 Kelvin pro 100 Meter, die man tiefer in die Erdkruste eindringt. Oberflächennahe Geothermie ist eine Nutzung der Erdwärme bis zu 400 Meter. Bei der tiefen Geothermie werden Bohrlöcher bis zu fünf Kilometer tief gebohrt. Mit dieser Art der Geothermie können ganze Stadtviertel mit Energie versorgt werde.
Vulkane eignen sich als Energiequelle
Im Rahmen des „Iceland Deep Drilling Project“ wollen Forschende am Vulkan Krafla im Nordosten der Insel an die zwei Kilometer tief bis kurz vor die Magmakammer bohren, um das dort im über 1000 Grad Celsius heißen Gestein vorliegende Wasser als vulkanische Energieressource zu fördern. Es ist bis zu 200 Grad warm und steht unter hohem Druck. Dadurch liegt es in einem überkritischen Zustand vor. Das heißt, es zeigt keinen Unterschied mehr zwischen gasförmig und flüssig und schießt als sogenanntes Hochdruckfluid nach oben, sobald der Weg frei ist. Solche überkritischen Fluide enthalten weitaus mehr Energie als normales heißes Wasser. Die Forschenden rechnen mit einem zehnfachen Energietransport zur Oberfläche und der dreifachen Menge an Strom, die sich daraus gewinnen lässt.
Das „Iceland Deep Drilling Project“ möchte vulkanische Energieressourcen für Strom nutzen
Doch sie sind gewarnt: Die erste Probebohrung 2009 gelangte früher als erwartet bis in die Magmakammer, der Bohrkopf wurde zerstört. Und damit nicht genug: Ende der 70er-Jahre traten bei einem Ausbruch des Krafla Risse am Bohrloch einer Geothermieanlage auf, und das Magma schoss durch das Bohrloch bis an die Oberfläche. Auch Wasserdampfexplosionen sind bei Geothermie schon vorgekommen und umso wahrscheinlicher, je heißer es am Bohrziel zugeht. Das Anbohren eines Vulkans verspricht also viel Energie – ist aber auch riskant.