Gebirge entstehen durch geologische Auffahrunfälle. Die Erdplatten schwimmen auf dem zähflüssigen Magma des Erdmantels um Millimeter bis Zentimeter pro Jahr herum. Dabei kommt es im Laufe der Jahrmillionen immer wieder zu Zusammenstößen, bei denen sich Gebirge auffalten wie zerknautschende Autobleche – nur eben viel langsamer. Im Fall der Alpen »prallt« die afrikanische Platte seit rund 50 Millionen Jahren auf die eurasische Platte. Das führte zur Entstehung der Gebirge rund ums Mittelmeer. Dieser Prozess ist geologisch gesehen noch jung und längst nicht abgeschlossen. Um durchschnittlich 1,8 Millimeter pro Jahr wachsen die Alpen nach wie vor in den Himmel. Die Ostalpen wandern zudem um bis zu zwei Millimeter nach Osten, die Westalpen bleiben jedoch weitgehend stehen. Allerdings heben sich nicht nur die Berge, sondern auch die Täler. Denn an dem Prozess sind neben der Auffaltung noch zwei weitere Faktoren beteiligt.
Die Gletscherschmelze ist beteiligt
Zum einen spielt Erosion eine Rolle. Wind und Wetter tragen stetig Material vom Gebirge ab, sodass es leichter wird und dadurch um eine Winzigkeit aus dem zähflüssigen Untergrund auftaucht, auf dem es schwimmt – wie ein Schiff im Hafenbecken, dessen Fracht man entlädt. Zum Zweiten unterliegen die Alpen einer »isostatischen Hebung«: Die riesigen Gletscher aus der letzten Eiszeit lasteten wissenschaftlichen Rekonstruktionen zufolge mit 62 Billionen Tonnen auf dem Alpenraum. Seit sie sich vor gut 10 000 Jahren größtenteils zurückgezogen haben, federt die gesamte Region von dieser schweren Last befreit zurück gen Himmel. In den letzten Jahren gab es zu diesen Vorgängen mehrere Studien. Die eine sieht die Auffaltung als dominanten Faktor des Alpenanstiegs, die andere die isostatische Hebung. Klar ist jedenfalls: Die Alpen wachsen weiter.
(Text: Jan Berndorff)