(Text: Jenny Niederstadt)
Robotik-Experten haben eine Flugdrohne entwickelt, die nach dem Vorbild von Vögeln landet und deshalb auch in unübersichtlichem Gelände oder auf ungewöhnlichen Objekten Halt findet. Wichtig könnte diese Funktion bei Such- und Rettungseinsätzen sein. Bislang mussten die kleinen Roboter bei derartigen Missionen in der Luft verharren, wenn sie ein Areal absuchten, zum Beispiel nach Menschen in Gefahr. Dabei verbrauchen die Motoren der Drohnen aber viel Energie, deshalb dauert ein Flug meist nur eine halbe Stunde. Künftig könnten die technischen Helfer dagegen in exponierter Lage landen und ohne Stromverbrauch Ausschau halten, hoffen die Entwickler der Drohnenfüße.
Das Fliegen und Landen von Vögeln sehe einfach aus, sagen sie, sei aber das Ergebnis von Millionen Jahren der Evolution – und schwer nachzuahmen. Für sein Modell filmte das Forschungsteam aus Stanford zunächst Vögel beim Landen. »Überraschenderweise sah das Manöver immer gleich aus, egal welche Oberfläche sie ansteuerten«, so Studienautor William Roderick. Die Tiere passten ihr Verhalten also nicht bewusst dem Material an, sondern die Landung lief automatisiert ab.
Drohne »Snag«: Die künstlichen Krallen schnappen innerhalb von 20 Millisekunden zu
Diese Eigenschaft imitiert die neue Flugdrohne »Snag«: Ihre Füße sind aus Kunststoff aus dem 3-D-Drucker gefertigt und wandeln die Aufprallenergie beim Landen direkt um in Greifkraft. Die künstlichen Krallen schnappen dadurch innerhalb von 20 Millisekunden zu, gleichzeitig stabilisiert sich der Roboterkörper darüber.
In Tests gelingt es »Snag« bereits, auf verschiedenen Objekten zu landen – und sie auch wegzutragen. Denn für den Roboter stand ein Raubvogel Pate: der Wanderfalke. Die Drohne reagiert sogar so schnell, dass sie Objekte im Flug greifen kann – ganz so wie ihr natürliches Vorbild aus dem Tierreich.
Der Artikel ist in der Ausgabe 06/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.