(Text: Manuel Opitz)
Manche »Ohrwürmer« wollen einfach nicht aus dem Kopf gehen. Aber dafür können die biologischen Ohrwürmer nichts: Etwa 1800 verschiedene Ohrwurmarten leben auf der Welt, in Deutschland allerdings nur acht, wovon der Zweipunkt-Ohrwurm zudem vom Aussterben bedroht ist. Auffälligstes Kennzeichen der kleinen, länglichen Tierchen sind die zwei Zangen am Hinterleib. Deshalb werden sie auch »Ohrenkneifer« oder »Ohrkriecher« genannt, genießen bei uns also nicht gerade den besten Ruf.
Insekten-Pulver gegen Ohrenkrankheiten
Dabei beruht das Ganze auf einem Missverständnis: In der Antike haben Heilkundige die Insekten getrocknet zu Pulver zermahlen und als Medizin gegen Ohrenkrankheiten und Taubheit verwendet. Deshalb steckt das lateinische Wort für Ohr, »auris«, auch in der wissenschaftlichen Bezeichnung für den Gemeinen Ohrwurm, »Forficula auricularia«. Im Mittelalter wurden die Insekten nicht länger zu vermeintlichen Medikamenten verarbeitet – und damit ging nach und nach auch das Wissen verloren, warum die Tiere überhaupt Ohrwürmer hießen. Da man keine naheliegendere Erklärung für den Namen finden konnte, verbreitete sich die Legende, dass Ohrwürmer nachts in menschliche Ohren kriechen und gar das Trommelfell zerschneiden würden. In Wahrheit brauchen die Ohrwürmer ihre Kneifer aber nur für die Jagd auf kleinere Insekten, zu ihrer Verteidigung und bei der Paarung.
Der Artikel ist in der Ausgabe 05/2021 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.