Gegen ihn war sein naher Verwandter, der Weiße Hai, ein Zwerg: Der Raubfisch Megalodon oder, präziser, Otodus megalodon, der über zehn Millionen Jahre lang die Weltmeere beherrschte, wurde bis zu 20 Meter lang und 50 Tonnen schwer – der Weiße Hai misst maximal sieben Meter. In das vor scharfen Zähnen strotzende Maul des Megalodons hätten ganze Kleinwagen gepasst.
Lange ging die Forschung davon aus, dass er mit vielen anderen Tierarten im Zuge eines Massensterbens vor rund 2,6 Millionen Jahren verschwand. Dessen Ursachen vermutet man in einer seinerzeit relativ schnell einsetzenden Vergletscherung großer Teile der nördlichen Hemisphäre und einem damit einhergehenden Abfall des Meeresspiegels um mehr als 100 Meter. Die flachen Schelfmeere trockneten aus und reduzierten sich weltweit um rund 30 Prozent. Dem Riesenhai und seiner Beute – Meeressäugern – ging viel Lebensraum verloren.
Forschung: Der Megalodon ist eine Million Jahre Früher ausgestorben als bislang angenommen
Allerdings ergab eine erneute Überprüfung von Megalodon-Funden durch ein Forschungsteam um Robert Bossenecker vom College of Charleston in den USA, dass viele Fossilien offenbar falsch datiert oder fehlinterpretiert worden waren. Die Haiart müsse bereits mindestens eine Million Jahre früher ausgestorben sein als bislang angenommen.
Nun vermuten die Forschenden, dass Klimaveränderungen dabei eher eine Nebenrolle spielten. Zwar habe der Megalodon auch zu jener Zeit mit zunehmender Kälte sowie schwindenden Lebensräumen und Beutetieren zu kämpfen gehabt. Der zentrale Faktor aber sei wohl die Konkurrenz des Weißen Hais gewesen, der damals auf der Bildfläche erschien. Dieser war vor rund sechs Millionen Jahren im Pazifik entstanden, hatte sich über die kommenden zwei Millionen Jahre weltweit ausgebreitet und konnte nun seinem größeren Verwandten überall die wenige Beute, die er noch fand, wegschnappen. Da rächte sich die gewaltige Körpergröße des Megalodons: Der Weiße Hai war wendiger und anpassungsfähiger.
Der Artikel ist in der Ausgabe 10/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.