Das Experiment zum Thema: Was prägt unsere Erinnerung?
An eine schmerzhafte Zahnwurzelbehandlung erinnert sich niemand gerne zurück. Doch wie akkurat speichern wir solche Erinnerungen, und wovon hängt das ab? Das wollten Daniel Kahneman und Donald Redelmeier 1996 wissen. Während einer Behandlung befragten sie minütlich Patienten, wie stark der Schmerz sei. Später mussten die Patienten als Rückblick und Zusammenfassung sagen, als wie schmerzhaft sie die Behandlung insgesamt in Erinnerung hatten.
Welche Faktoren bestimmten, wie sie den Schmerz in Erinnerung behielten? Wählen Sie zwei von vier Antworten!
ADie Gesamtheit: die Addition des Schmerzes über die Gesamtzeit
BDie Dauer: Doppelt so lange Therapien sind doppelt schlimm.
CDer Höhepunkt: der Moment des stärksten Schmerzes.
DDas Ende: Wie stark war der Schmerz zum Schluss?
Die Lösung
Entscheidend für die Erinnerung war nicht die objektive Summe aller Schmerzen, sondern zwei Augenblicke: der schmerzhafte Höhepunkt und das Ende. Das führt zu manchem Paradox: Angenommen, Patient A hat ähnlich starke Schmerzen wie Patient B, aber die Behandlung von A dauert länger und beinhaltet dadurch insgesamt mehr Schmerzen. Dennoch kann die Prozedur in der Erinnerung von Patient A als weniger schlimm abgespeichert werden, solange er das sanftere Ende erlebt. Die Beobachtung wurde als »Peak-End Rule« bekannt.
Dieser Artikel ist in P.M. Ausgabe 08/20 erschienen.