Eine Blutspende kann Leben retten, das ist wohl den meisten Menschen bekannt. Eine andere lebenswichtige Spende kennen dagegen nur wenige: die des Blutplasmas, des zellfreien Bestandteils des menschlichen Bluts. Aus der klaren, gelblichen Flüssigkeit stellen Firmen Medikamente her, Antikörper etwa, sogenannte Immunglobuline. Sie helfen zum Beispiel Patienten mit einer chronischen Schwäche des Abwehrsystems und bei akuten Infektionen wie Hepatitis, Tollwut und Tetanus, ebenso auch Menschen mit bestimmten Nervenerkrankungen.
Gekühlt können Blutplasmaspenden etwa zwei Jahre gelagert werden
Auch das Protein Albumin findet sich im Blutplasma, es transportiert Stoffwechselprodukte und sorgt für eine gute Verteilung der Flüssigkeit zwischen Blutgefäßen und Gewebe. Patienten mit einem Unfallschock, Verbrennungen und Nierenschäden erhalten es oft, auch bei großen Operationen ist es unverzichtbar. Sogenannte Gerinnungsfaktoren aus dem Plasma können Bluterkranken das Leben retten, die sonst an einfachen Verletzungen verbluten würden. Und ein Kleber aus Gerinnungsfaktoren und dem Protein Fibrin kann zur Blutstillung bei Wunden verwendet werden.
Blutplasma ist ein wertvolles Gut.
Neuroimmunologe Martin Stangel, Medizinische Hochschule Hannover
Ärzte benutzen ihn vor allem in den Notaufnahmen von Krankenhäusern. »Blutplasma ist ein wertvolles Gut«, sagt der Neuroimmunologe Martin Stangel von der Medizinischen Hochschule Hannover. Menschen können Blutplasma auf zwei verschiedene Arten zur Verfügung stellen: Sie können ihr Blut spenden, die Fachleute im Labor trennen danach die Zellen – etwa rote oder weiße Blutkörperchen – vom Plasma, so können 200 bis 250 Milliliter Plasma aus einer Blutspende gewonnen werden.
Effizienter ist allerdings das Verfahren der Plasmapherese. Eine Zentrifuge trennt das Plasma während der Spende direkt vom restlichen Blut. Die übrig bleibenden Zellen fließen über eine Infusion wieder in den Körper des Spenders zurück. Dadurch können Menschen bei der Plasmapherese auf einmal 600 bis 850 Milliliter Plasma spenden. Für die Herstellung von Medikamenten wie etwa Antikörper-Infusionen wird Plasma daher vor allem über dieses Verfahren gewonnen.
Plasma enthält keine roten und weißen Blutkörperchen, aber Stoffe wie Eiweiße oder Gerinnungsfaktoren
Wie oft jemand Plasma spenden darf, ist von Land zu Land unterschiedlich, in den USA sind 104 Spenden pro Jahr erlaubt. In Deutschland dürfen Menschen dagegen nur 60-mal pro Jahr ihr Plasma hergeben, und vorher muss ein Arzt ihre Spendentauglichkeit prüfen. In den USA werden Spender für ihr Blutplasma bezahlt, in Deutschland wie auch in Österreich, Tschechien und Ungarn ist eine Aufwandsentschädigung möglich. Die meisten EU-Länder lehnen dagegen jegliche Zahlungen ab.
(Text: Astrid Viciano)
Der Artikel ist in der Ausgabe 11/2020 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.