„Gil“ heißt in der Sprache der Sumerer „Glück“. Doch die Vokabel hat noch eine weitere Bedeutung: Opium. Vor 5.000 Jahren beschrieben die Sumerer auf Keilschrifttafeln, wie Schlafmohn anzubauen sei, um Gil daraus zu machen. Bislang fehlte nur noch der archäologische Nachweis, dass dieses Wissen nicht nur theoretisch war, sondern auch in die Praxis umgesetzt wurde. Der ist Archäolog*innen der israelischen Altertümerbehörde und des Weizmann-Instituts für Wissenschaften nun bei Tel Jehud nahe Tel Aviv gelungen. Im Grab eines etwa 45 Jahre alten Mannes aus dem 14. Jahrhundert v. Chr., der späten Bronzezeit, entdeckten sie die Droge in acht Keramikgefäßen. Dafür hatten die Forschenden Proben von den Gefäßwänden genommen und mit Gaschromatografie-Massenspektrometrie (GC-MS) untersucht. Die Proben enthielten Pflanzenöle und Wachs, aber auch Opioid-Alkaloide wie Opiansäure und Morphine.
Damit ist der Fund aus Tel Jehud der weltweit bisher älteste eindeutige Nachweis der Nutzung von Opium und des Gebrauchs halluzinogener Drogen überhaupt. Schafmohn wurde damals in Kleinasien im großen Stil angebaut, nicht aber in der Region des Fundorts in Israel. Die Gefäße wiederum stammten aus Zypern. Ihre Form erinnert an eine umgedrehte Mohn-Samenkapsel – was nahelegt, dass sie eigens zur Aufbewahrung der Droge hergestellt wurden. Die unterschiedliche Herkunft von Mohn und Gefäß könnte also auf internationalen Drogenhandel in der Bronzezeit mit Drehscheibe Zypern hinweisen. Der Schlafmohn wurde aus Kleinasien auf die Insel gebracht, dort verarbeitet und in Gefäße für den Weiterverkauf, zum Beispiel an die Levanteküste, abgefüllt. Da das Opium in einem Grab lag, könnte es auch mit Totenritualen in Verbindung stehen: Entweder bekam der Tote die Droge als Geschenk mit ins Jenseits. Oder Priester könnten sie bei der Bestattungszeremonie konsumiert haben, um im Drogenrausch mit dem Jenseits Kontakt aufzunehmen.
Eingesetzt wird das Schmerzmittel vor allem bei Krebspatienten und in der Schmerztherapie
Opium ist ein narkotisches Sedativum und Schmerzmittel, das traditionell aus dem Milchsaft (Latex) der unreifen Samenkapseln verschiedener Mohnarten, insbesondere des Schlafmohns (Papaver somniferum), gewonnen wird. Der Latex wird aus dem Mohn gewonnen, indem die Oberfläche der unreifen Samenkapseln angeritzt wird. Der austretende Milchsaft trocknet an der Luft und wird als Rohopium gesammelt.
Die Hauptwirkstoffe in Opium sind Alkaloide, hauptsächlich Morphin – benannt nach Morpheus, dem Gott des Traumes in der griechischen Mythologie – sowie Codein, Thebain, Papaverin und Noscapin. Diese Alkaloide wirken primär auf das zentrale Nervensystem und das gastrointestinale System, indem sie sich an spezifische Rezeptoren binden und Schmerzwahrnehmung, Erregbarkeit und andere neuronale Funktionen modulieren. In der Medizin wird Morphin wegen seiner starken schmerzlindernden Wirkungen geschätzt. Morphin und seine Derivate (auch bekannt als Opioide) werden für die Behandlung akuter und chronischer Schmerzen eingesetzt, speziell bei Krebspatienten und in der postoperativen Schmerztherapie. Codein wird häufig in Arzneimitteln gegen Husten verwendet sowie zur Schmerzlinderung in niedrigeren Dosen.
In vielen Ländern unterliegt Opium strengen Auflagen
Allerdings führt der Gebrauch von Opium und seinen Derivaten oft zu physischer und psychischer Abhängigkeit. Die Substanzen können ein hohes Suchtpotenzial besitzen und bei langfristigem Gebrauch zu Toleranzentwicklung und schweren Entzugserscheinungen führen. Weiterhin können der Missbrauch und die Überdosierung von Opioiden zu lebensbedrohlichen Atemdepressionen und zum Tod führen. Aufgrund der Suchtgefahr und der Risiken einer Überdosierung ist Opium in vielen Ländern reguliert und ohne Verschreibung illegal. Unbefugter Anbau von Schlafmohn, Produktion, Besitz, Verkauf und Verbrauch von Opium ohne entsprechende Lizenz oder Rezept sind unter internationalen Drogenkontrollgesetzen verboten.
Im Laufe der Geschichte hat der Handel mit Opium erhebliche soziale und politische Auswirkungen gehabt, einschließlich des berüchtigten Opiumkrieges im 19. Jahrhundert zwischen China und dem Britischen Empire. Auch heute trägt Opium, insbesondere in Form seiner synthetischen Derivate zur weltweiten Drogenproblematik bei.