Gigantische kosmische Struktur: Die Shapley-Konzentration

von
Superhaufen
Foto: GenerativeAIpicture // Adobe Stock (generiert mit KI)
In einer bahnbrechenden Studie haben Astronomen eine enorme kosmische Struktur entdeckt. Astro-Tim klärt uns auf.

In einer bahnbrechenden Studie haben Astronomen eine enorme kosmische Struktur entdeckt, die unser bisheriges Verständnis des Universums fundamental herausfordert. Die Forschung, geleitet von Dr. A. Valade vom Leibniz-Institut für Astrophysik in Potsdam, legt nahe, dass wir nicht nur in einem Superhaufen leben, sondern in einer noch größeren Gebilde, das als Shapley-Konzentration bezeichnet wird.

 

Ein neues kosmisches Zuhause

Unsere bisherige Vorstellung war, dass wir im Laniakea-Superhaufen wohnen, der etwa 500 Millionen Lichtjahre breit ist. Dies war bereits eine kaum fassbare Dimension. Selbst bei Lichtgeschwindigkeit würde es 500 Millionen Jahre dauern, um von einem Ende zum anderen zu gelangen. Doch die neuen Erkenntnisse zeigen, dass Laniakea scheinbar nur ein kleiner Teil des Shapley-Anziehungsbeckens ist, das möglicherweise zehnmal so groß ist.

Bisherige wissenschaftliche Modellierungen betrachteten das Universum als eine Art gigantische Stadt, in der Galaxien wie Häuser angeordnet sind, während Galaxienhaufen Stadtviertel repräsentieren. Die Entdeckung der Shapley-Konzentration erweitert diese Metapher erheblich und zeigt, dass unsere kosmische Nachbarschaft noch komplexer ist.

 

 

Methodik: Hamiltonian Monte Carlo

Die Wissenschaftler nutzten den Cosmicflows-4-Katalog, der Informationen zu Entfernung und Geschwindigkeit von mehr als 56.000 Galaxien enthält. Mithilfe einer anspruchsvollen Methode namens Hamiltonian Monte Carlo (HMC) konnten sie aus den komplexen Daten die wahrscheinlichsten kosmischen Strukturen rekonstruieren. Diese Methodik ermöglicht es den Forschern, Anziehungsbecken – riesige kosmische Täler, in die Galaxien gravitativ hineinfließen – sichtbar zu machen.

Dr. R. Brent Tully, Koautor der Studie, erklärt, dass das Universum einem riesigen Netz gleicht, in dem Galaxien entlang von filigranen Strukturen gesammelt werden, ähnlich wie Wasser in einem Tal. Das Team hat eine probabilistische Karte des lokalen Universums erstellt, die zeigt, dass unsere Milchstraße mit etwa 58 % Wahrscheinlichkeit Teil der Shapley-Konzentration ist.

 

Auswirkungen und Bedeutungen

Die Entdeckung hat weitreichende Konsequenzen. Sie hebt hervor, wie unvorstellbar groß und komplex das Universum ist. Frühere Annahmen über die Strukturen im Kosmos müssen nun neu bewertet werden. Die Shapley-Konzentration ist nicht das einzige große Anziehungsbecken; die Forscher untersuchten auch die Sloan Great Wall, eine gigantische Galaxienansammlung, die unglaubliche 1,4 Milliarden Lichtjahre lang ist und das größte bekannte Anziehungsbecken der untersuchten Region darstellt.

Diese neuen Erkenntnisse werfen essentielle Fragen auf: Wie sind diese Strukturen entstanden? Welche Rolle spielt die dunkle Materie, die unsichtbare, aber entscheidende Komponente des Kosmos? Indem sie die Verteilung der Dunklen Materie berücksichtigen, liefern die Forscher wichtige Hinweise darauf, wie sich die Anziehungsbecken gebildet haben und wie sie die Bewegung von Galaxien beeinflussen.

Die lokale Gruppe von Galaxien, zu der auch unsere Milchstraße zählt, bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 630 Kilometern pro Sekunde in Richtung der Shapley-Konzentration – das entspricht mehr als 2 Millionen Kilometern pro Stunde.

 

Fazit

Die Studie von Dr. Valade und seinem Team ist ein wichtiger Schritt zur kartografischen Erfassung unseres kosmischen Umfelds. Sie verdeutlicht, dass wir in einem dynamischen und sich ständig verändernden Universum leben, das weit über unsere bisherigen Erkenntnisse hinausgeht. Jede neue Entdeckung bringt uns näher zu einem tieferen Verständnis unseres Platzes im Kosmos und könnte unsere kosmische Adresse bald erneut verändern.

Diese faszinierenden Erkenntnisse regen nicht nur unsere Vorstellungskraft an, sondern laden auch zu weiteren Untersuchungen ein. Der Weltraum bleibt ein Ort voller Geheimnisse, und mit jedem Blick durch unser „kosmisches Fenster“ gibt es neue Überraschungen zu entdecken.

Sarah arbeitet als Wissenschaftsjournalistin, unter anderem für „P.M.“ und „National Geographic“. Zum Journalismus kam sie über ihr Studium Modejournalismus / Medienkommunikation in München und Berlin. Auf ihrem beruflichen Weg sammelte sie auch Erfahrungen im Bereich Film und Fernsehen sowie im Marketing. Ihre Interessen liegen vor allem im Tierschutz, Feminismus und in der Kunst – und natürlich im Entdecken von spannenden Geschichten.
Sarah arbeitet als Wissenschaftsjournalistin, unter anderem für „P.M.“ und „National Geographic“. Zum Journalismus kam sie über ihr Studium Modejournalismus / Medienkommunikation in München und Berlin. Auf ihrem beruflichen Weg sammelte sie auch Erfahrungen im Bereich Film und Fernsehen sowie im Marketing. Ihre Interessen liegen vor allem im Tierschutz, Feminismus und in der Kunst – und natürlich im Entdecken von spannenden Geschichten.
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