Wasserstoff gilt als ein Energieträger der Zukunft. In großem Maßstab wird das Gas bislang vor allem durch Elektrolyse hergestellt. Dabei wird Wasser unter Einsatz von Elektrizität in Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten. Das Verfahren funktioniert zügig und effizient. Doch es ist aufwendig, das Gas zu speichern und zu transportieren. Für eine flächendeckende Versorgung wäre es deshalb ergänzend sinnvoll, an vielen Orten dezentral produzieren zu können.
Ein Forschungsteam am Campus Jülich der Fachhochschule Aachen hat dafür nun eine neue Methode entwickelt: Es produziert Wasserstoff in einem Bioreaktor aus Grasabfällen – mithilfe von Mikroorganismen, die einst an Heißwasserquellen im Meer vor Neapel entdeckt wurden. Thermotoga neapolitana, ein stäbchenförmiges Bakterium, produziert dort auf natürliche Weise Wasserstoff aus Zucker.
Forschende wollen erproben, ob sich mit der Methode große Mengen herstellen lassen
Getrocknetes Gras besteht zu rund 25 Prozent aus Zucker. Um den Nährstoff für die Bakterien zugänglich zu machen, versetzen die Forscher das Gras zunächst mit Enzymen aus den Mägen von Wiederkäuern. Nach ein bis zwei Tagen haben diese Stoffe den Zucker aus den Grünabfällen gelöst. Nun wird die Masse im Bioreaktor auf 70 bis 80 Grad Celsius erhitzt, und die Bakterien werden hinzugefügt. Bei dieser für ihre natürliche Umgebung typischen Temperatur verarbeiten sie den Zucker zu Wasserstoff.
Dafür benötigen die Bakterien erneut ungefähr zwei Tage. Damit ist der Prozess zwar langsamer als die Elektrolyse, nutzt dafür aber einen leicht verfügbaren Reststoff. Nun wollen die Forschenden erproben, ob sich mit der Methode auch größere Mengen Wasserstoff herstellen lassen. In wenigen Jahren soll nahe Köln eine Pilotanlage entstehen. Auch bestehende Biogasanlagen wollen die Forschenden umrüsten. Noch in diesem Jahrzehnt könnten die ersten von ihnen Wasserstoff liefern.
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(Artikel: Tilman Botzenhardt)