Was sind eigentlich Chemiewaffen?

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Foto: © Moment/Getty Images
Chemiewaffen sind verboten, spätestens seit der internationalen Chemiewaffenkonvention im Jahr 1997. Doch trotz ihrer Achtung sind die Kampfstoffe in den vergangenen Jahren oft eingesetzt worden

(Text: Astrid Viciano)

Mit dem Ukrainekrieg kam bald die Furcht, der russische Präsident Wladimir Putin könnte bei seinem Feldzug gegen das Nachbarland auch chemische Waffen einsetzen. Solche Kampfstoffe sind verboten, spätestens seit der internationalen Chemiewaffenkonvention im Jahr 1997. Ihr Einsatz gilt als Kriegsverbrechen, und auch Russland hat diese Vereinbarung unterschrieben. Die Substanzen zählen zu den Massenvernichtungswaffen, sind billig in der Herstellung und erreichen eine hohe Anzahl an Toten und Verletzten.

Trotz ihrer Ächtung sind die gefürchteten Kampfstoffe in den vergangenen Jahren oft eingesetzt worden: im großen Stil zum Beispiel gegen die syrische Zivilbevölkerung, gezielt als Anschlag gegen den russischen Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter sowie den Oppositionspolitiker Alexej Nawalnyj. 

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Der russische Regimekritiker Alexej Nawalny wurde im August 2020 mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet, jedoch gerettet.
Foto: © AFP/Getty Images

DAs Nervengift nowitschok wurde in den 1970er-Jahren von sowjetischen Forschern entwickelt

Früher kamen aus der chemischen Industrie bekannte giftige Gase zum Einsatz, etwa Chlor und Phosgen. Sie führten nach dem Einatmen schnell zum Tod. Später wurden militärische Kampfstoffe entwickelt, bald nicht mehr in Form von Gas, weil es sich zu schnell verflüchtigt. Stattdessen wurden Aerosole eingesetzt, also eine Art Nebel aus giftigen Substanzen. Je nach Kampfstoff entfalten sie ihre Wirkung in der Lunge, auf der Haut oder an den Nerven. Sie gelangen in Minen oder Granaten, Sprühtanks oder Raketensprengköpfen ans Ziel. 

Zu den giftigsten Substanzen überhaupt zählt der Nervenkampfstoff VX. Je nachdem, ob er über Haut, Augen oder Atemwege aufgenommen wird, sind bereits ein bis zehn Milligramm tödlich. Die ölige, klare Flüssigkeit führt zunächst zu Husten, Übelkeit und Muskelkrämpfen, dann lähmt sie die Atemmuskulatur. Die Vergifteten ersticken unter Schmerzen, nach Minuten bis Stunden. 

Als noch gefährlicher gilt das Nervengift Nowitschok, mit dem Skripal und Nawalnyj vergiftet wurden. Es wurde in den 1970er-Jahren von sowjetischen Forschern entwickelt, ein einziger Tropfen auf der Haut kann tödlich sein. Allerdings setzten Ärzte bei beiden Opfern rasch Atropin als Gegenmittel ein, sodass die Vergifteten sich bald erholten.

Der Artikel ist in der Ausgabe 09/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.

Die P.M.-Redaktion besteht aus einer Hauptredaktion und einer Vielzahl freier Autorinnen und Autoren. Die Magazine „P.M.“, „P.M. Schneller schlau“ und „P.M. History“ erscheinen monatlich und beschäftigen sich mit Themen rund um Physik, Chemie, Biologie, Natur, Psychologie, Geschichte und vielen mehr.
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