Vor 34 Millionen Jahren war die heutige Antarktis eine grüne Landschaft mit mäandrierenden Flüssen und dichtem Wald anstelle der eisigen Wüste, die wir heute kennen. Damals lag die Antarktis weiter nördlich und genoss ein gemäßigtes, fast tropisches Klima. Dichte Wälder und ausgedehnte Flusssysteme prägten die Landschaft und schufen ein lebendiges Ökosystem. Doch durch die langsame Wanderung des Kontinents Richtung Südpol und eine globale Abkühlung begann das Klima drastisch zu ändern. Über Jahrmillionen bildeten sich die ersten Gletscher, und die Antarktis verwandelte sich in die eisige Wüste von heute.
Die Bedeutung der Antarktis im globalen Klimasystem
Die Antarktis spielt heute eine entscheidende Rolle im globalen Klimasystem. Der Eisschild wirkt wie ein riesiger Kühlschrank für unseren Planeten, indem er durch seine weiße Oberfläche einen großen Teil der Sonneneinstrahlung zurück ins All reflektiert. Zudem reguliert die Antarktis die weltweiten Meeresströmungen, die wiederum das Klima auf der ganzen Erde beeinflussen. Veränderungen in der Antarktis können daher weitreichende Folgen für das gesamte Erdsystem haben – von steigenden Meeresspiegeln bis hin zu massiven klimatischen Veränderungen.
Die spektakuläre Entdeckung
Ein Forscherteam unter der Leitung von Stewart Jamieson hat kürzlich eine bemerkenswerte Entdeckung gemacht: Eine gigantische versteinerte Landschaft unter dem Eis der Antarktis, die sich über ein Gebiet von 32.000 Quadratkilometern erstreckt – das ist anderthalbmal so groß wie Wales und knapp größer als Belgien. Mithilfe eines ausgeklügelten Radar-Systems, das Radiowellen durch das Eis schickt und deren Echos auffängt, konnten die Wissenschaftler die verborgene Landschaft Stück für Stück kartieren. Sie fanden ein komplexes System aus alten Flusstälern und Bergrücken, perfekt erhalten wie in einer Zeitkapsel.
Die Bedeutung der entdeckten Landschaft
„Normalerweise würden solche Landschaften durch die Bewegung der Gletscher komplett zerstört werden“, erklärt Jamieson. „Aber an dieser speziellen Stelle scheint die Erosion wie ausgeschaltet zu sein. Es ist, als hätte das Eis die Landschaft wie eine schützende Kappe konserviert.“ Die Forscher identifizierten drei verschiedene Landschaftsblöcke, die zwischen 121 und 173 Kilometer lang sind und durch zwei große Gräben voneinander getrennt werden. Diese Täler weisen ein komplexes, verzweigtes Netzwerk auf – ähnlich wie wir es von Flusssystemen kennen. Die antike Landschaft stammt also aus einer Zeit, lange bevor die ersten Gletscher die Region bedeckten.
Die Geologie der versteinerten Landschaft
Die Täler sind im Durchschnitt etwa 800 Meter tief und haben die typische U-Form von Gletschertälern, was darauf hinweist, dass kleinere lokale Gletscher die Täler formten, bevor das große Eiszeitalter begann. Die höchsten Punkte der versteinerten Landschaft ragen heute etwa 1000 Meter über den Meeresspiegel, was darauf hindeutet, dass dieses Gebiet vor 34 Millionen Jahren eine Art Hochland war. „Die Erhaltung dieser Landschaft ist wirklich bemerkenswert“, sagt Co-Autor Neil Ross. „Sie ist wie ein Fenster in die Zeit vor der Vereisung der Antarktis.“
Hinweise auf die Stabilität des Eisschildes
Die Landschaft scheint seit mindestens 14 Millionen Jahren nicht verändert worden zu sein, was darauf hindeutet, dass das Eis an dieser Stelle durchgehend „kalt“ geblieben sein muss – also nie geschmolzen ist. Warmes Eis, das nur warm genug ist, um an seiner Basis zu schmelzen, wirkt wie Schmiermittel und lässt die Gletscher schneller fließen. Kaltes Eis hingegen ist am Grund festgefroren und bewegt sich kaum. Dies muss hier der Fall gewesen sein.
Eine weitere faszinierende Beobachtung ist die Orientierung der alten Flusstäler, die in zwei dominanten Richtungen verlaufen: ungefähr Ost-West und Nord-Süd, ein typisches Muster für natürlich entwickelte Flusssysteme. Die heutigen Eisströme in der Antarktis fließen jedoch in eine ganz andere Richtung, was ein weiterer Beweis für die Altertümlichkeit dieser Landschaft ist.
Subglaziale Seen: Ein weiteres faszinierendes Element
Ein weiteres faszinierendes Beispiel für Landschaften unter dem antarktischen Eis sind die subglazialen Seen, wie der Wostok-See, der sich in einer Tiefe von etwa vier Kilometern unter dem Eisschild verbirgt. Diese Seen bleiben flüssig, dank des Drucks des darüber liegenden Eises und der geothermischen Wärme aus dem Erdmantel. Über 400 solcher Seen wurden in der Antarktis entdeckt, einige davon seit Millionen Jahren isoliert, und könnten einzigartige Lebensformen beherbergen.
Parallelen zu eisigen Monden
Solche Entdeckungen helfen nicht nur, die Geschichte der Antarktis besser zu verstehen, sondern geben auch Hinweise darauf, wie Leben unter extremen Bedingungen – etwa auf eisigen Monden wie Europa oder Enceladus – existieren könnte. Die Geologie der subglazialen Seen in der Antarktis weist erstaunliche Parallelen zu den Bedingungen auf diesen Monden auf, wo unter kilometerdicken Eisschichten flüssige Ozeane existieren könnten, die durch geothermische oder gezeitenerwärmte Prozesse flüssig gehalten werden.
Die Bedeutung für die Suche nach außerirdischem Leben
Die Erforschung der antarktischen Seen gibt uns daher eine einzigartige Möglichkeit, Modelle für die Suche nach Leben außerhalb der Erde zu entwickeln. Isolierte Ökosysteme in der Antarktis könnten als Analogien dienen, um zu verstehen, wie Leben unter extremen Druck- und Temperaturbedingungen existieren und sogar gedeihen könnte.
Selbst die entlegensten und scheinbar lebensfeindlichsten Orte unserer Erde bergen Geheimnisse, die uns faszinieren und inspirieren können. Indem wir verstehen, wie Leben in den extremen Umgebungen der Antarktis existieren kann, können wir besser einschätzen, welche Lebensformen auf fernen Monden existieren könnten.