Auch im Zeitalter von E-Mail und SMS verschicken Menschen noch Postkarten. Dass die Fangemeinde der handbeschriebenen Grußkarten mancherorts sogar zunimmt, zeigt das internationale Phänomen „Postcrossing“, das die Deutsche Post sogar mit einer Sondermarkte würdigte – wie zuvor bereits Postverwaltungen in der Ukraine, Polen und einigen anderen Staaten. Menschen in 208 Ländern nehmen mittlerweile am Postcrossing teil.
Sie haben sich dafür unter www.postcrossing.com mit ihrer postalischen und ihrer E-Mail-Adresse kostenlos registriert und zum Start nach dem Zufallsprinzip Postadressen von fünf anderen Teilnehmenden bekommen, mit jeweils einer individuellen ID-Nummer für jede der fünf zu verschickenden Postkarten. An diese fünf Adressen versenden sie je eine Ansichtskarte und bekommen dafür ihrerseits von fünf anderen wildfremden Menschen Post. Wer eine Postkarte erhält, gibt die darauf angegebene ID-Nummer auf der Website ein und löst damit die Freigabe einer weiteren Adresse aus.
Die Idee stammt von dem Portugiesen Paulo Magalhães, umgesetzt hat er sie 2005. Mittlerweile hat die Aktion mehr als 800 000 Teilnehmende, die fast 70 Millionen Karten verschickt haben. Die Empfängerinnen und Empfänger freuen sich neben der Überraschung beim Leeren des Briefkastens auch über die schönen Motive der Bildseite und die Briefmarken aus aller Welt. Denn das muss man der Postkarte lassen: Noch heute existieren Exemplare aus ihren Anfangstagen in den 1870er-Jahren. Eine E-Mail oder Messenger-Nachricht hingegen wird selten älter als ein paar Tage. Der Zauber des Anfassbaren lässt sich offenbar durch keine elektronische Kommunikation ersetzen.