Wer entdeckte den Denisova-Mensch?

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Vegetation, Plant, Person
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Ein neues Kapitel in der Evolution

Im Jahr 2008 machten russische Archäologen bei Ausgrabungen in der Denisova-Höhle im Altai-Gebirge eine erstaunliche Entdeckung: ein winziges menschliches Fingerglied, das etwa 76.000 bis 52.000 Jahre alt war. Nach zwei Jahren konnte ein Team am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig DNA aus dem Knochen extrahieren, was zu einer Sensation führte: Sie entdeckten eine bislang unbekannte Menschenart, die den Denisova-Menschen. Diese Entdeckung veränderte unser Bild der menschlichen Evolution, indem sie eine vierte Menschengruppe neben Homo erectus, Neandertalern und modernen Menschen identifizierte.

Der Denisova-Mensch wurde zunächst durch mitochondriale DNA (mtDNA) identifiziert, später jedoch auch durch die Entschlüsselung der nuklearen DNA. Diese Analysen zeigten, dass der Denisova-Mensch und die Neandertaler enger miteinander verwandt waren als mit Homo sapiens. Die beiden Gruppen trennten sich vor rund 440.000 bis 390.000 Jahren, wobei sich die Denisovaner nach Osten und die Neandertaler nach Westen verlagerten. Ein bemerkenswerter Fund war 2018 das Fossil eines Mädchens namens „Denny“, das zur Hälfte Denisova- und Neandertaler-Gene in sich trug, was auf fortwährende Vermischung zwischen den Gruppen hinweist.

Die Denisova-Menschen waren nicht nur in Sibirien, sondern auch in Südostasien verbreitet. Archäologische Funde, wie der 160.000 Jahre alte Unterkiefer aus Tibet, und DNA-Analysen belegen die weite Ausbreitung der Denisovaner. Ihre Anpassungsfähigkeit an verschiedene Umwelten, wie das Hochland von Tibet, zeigt sich auch in modernen Bevölkerungen, die von Denisova-DNA profitieren. Zum Beispiel hilft eine Denisova-Genvariante den Tibetern, in großen Höhen besser mit Sauerstoff umzugehen.

Die Vermischung der Denisovaner mit anderen Menschengruppen, einschließlich moderner Menschen, war ein zentraler Bestandteil ihrer Evolution. Diese Erkenntnisse haben das traditionelle Bild der menschlichen Evolution als Baum in Frage gestellt und das Bild eines verzweigten Flusses geprägt, in dem verschiedene Menschengruppen immer wieder zusammenflossen.

Die ganze spannende Geschichte steht in P.M., Ausgabe: 25/07

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