(Text: Angelika Franz)
Der Dschungel des Amazonasgebiets in Südamerika wirkt undurchdringlich und in weiten Teilen von jeher unbewohnt. Doch es gab Zeiten, in denen auch dort Menschen in größeren Gemeinschaften sesshaft waren. Neue Beobachtungen machten mehrere Stätten der Casarabe-Kultur (ca. 500–1400 n. Chr.) unter dem dichten Bewuchs der bolivianischen Moxos-Ebene im Südwesten Amazoniens aus, darunter das volle Ausmaß zweier großer Siedlungen namens Landívar und Cotoca. Die Forschenden verwendeten dazu eine Technik namens Lidar (Light Detection and Ranging): Laser scannen das Gelände, eine Software entfernt anschließend den Bewuchs – und darunterliegende Bodenstrukturen werden sichtbar.
Forscher und Forscherinnen entdeckten dank Lidar gestufte Plattformen und konische Pyramiden
Das Forscherteam um Heiko Prümers vom Deutschen Archäologischen Institut fand so in der Moxos-Ebene gestufte Plattformen, rechteckige Plattformhügel und konische Pyramiden mit einer Höhe von bis zu 22 Metern. Allerdings bestehen die Bauwerke nicht aus Stein, sondern aus aufgeschütteter Erde. Die beiden großen Siedlungen liegen als zentrale Knotenpunkte in einem Netzwerk aus erhöhten Dammwegen. Auch ein Bewässerungssystem mit Kanälen und Reservoirs, das die Stätten mit dem Fluss Ibare im Süden und den Seen im Osten verbindet, kam mit der neuen Technologie unter dem Grün zutage.
Nur mithilfe vieler Arbeiter und erfahrener Planer, schreiben die Forscherinnen und Forscher in ihrem Aufsatz in der Fachzeitschrift »Nature«, könnten solche Strukturen entstanden sein. Die Ergebnisse der Untersuchung würden nun mit der Vorstellung aufräumen, dass der Westen Amazoniens nur spärlich besiedelt war.
Der Artikel ist in der Ausgabe 10/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.