(Text: Jan Berndorff)
Die Warnungen der Klimaforschung sind bekannt: Wenn der Permafrost taut, werden dabei Treibhausgase wie Methan freigesetzt, die die Erwärmung der Erde weiter verschärfen. Was deutlich seltener im Blickpunkt steht, sind die Schäden für die Infrastruktur, die durch das große Tauen in der Arktis ebenfalls drohen.
Weltweit nehmen Permafrostgebiete etwa ein Viertel der Landesoberfläche ein – der Großteil davon liegt auf der Nordhalbkugel. Grönlands Böden sind fast komplett, Alaskas zu 80 Prozent, Russlands zu zwei Dritteln und Kanadas Böden fast zur Hälfte gefroren. Modellprojektionen ergeben, dass sich diese Ausbreitung bis zum Jahr 2080 um rund ein Drittel verringern wird. Zudem werde sich die Tiefe der sommerlichen Auftauschicht bei den verbleibenden Permafrostböden um bis zu 50 Prozent erhöhen. Es wird also zukünftig immer matschiger in der Arktis.
Binnen 30 Jahren Könnten bis zu 50 Prozent der Infrastruktur zerstört werden
Zwar sind diese Regionen nur dünn besiedelt. Dennoch hat eine internationale Studie von Forschenden um den Finnen Jan Hjort von der Universität Oulu kürzlich ergeben, dass rund 120 000 Gebäude, 40 000 Kilometer Straßen und Brücken sowie 9500 Kilometer Pipelines vom Tauen des Permafrosts bedroht sind. Bis Mitte des Jahrhunderts – also binnen 30 Jahren – könnten 30 bis 50 Prozent der auf Permafrostböden errichteten Infrastruktur beschädigt oder zerstört werden. Die dadurch verursachten Kosten würden sich auf mehrere Dutzend Milliarden Euro belaufen.
Betroffen sind auch Städte wie Norilsk in Sibirien, die nördlichste Großstadt der Erde. Dort hat der nachgebende Boden zum Beispiel im Mai 2020 eine verheerende Umweltkatastrophe mitverursacht: Aus einem Tankleck liefen mehr als 20 000 Tonnen Diesel aus, die bis heute Gewässer und Tundra der Region verschmutzen.
Der Artikel ist in der Ausgabe 06/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.