Wieso verpuppen sich Insekten?

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Wieso verpuppen sich Insekten
Foto: leekris // Adobe Stock
Extremer können sich Lebewesen kaum ändern: Im Puppenstadium lösen Insekten fast ihre ganzen Organe auf und bauen sie einfach noch einmal neu, vom Darm bis zum Gehirn.

Auch wachsen zusätzlich Organe, bei Schmetterlingen etwa Flügel, die bei Raupen und anderen Larven nicht ansatz- weise zu finden sind. All diese Prozesse werden durch Hormone gesteuert.

Aus welchem Grund setzt die Natur auf diesen bizarr scheinenden radikalen Gestaltwandel, der viel Zeit und Energie kostet? Endgültig geklärt ist die Frage nach dem evolutionären Vorteil der Verpuppung bei Insekten noch nicht. Eine These etwa besagt, dass vor allem der feste Kokon von Vorteil ist, weil dieser während der sensiblen Entwicklungsphase vor Fressfeinden und Umwelteinflüssen schützt. Nun haben Forscher von der Freien Universität Berlin, der Princeton University und vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei Belege für eine andere gängige Theorie gefunden: Demnach dient die Verpuppung dem Insekt vor allem dazu, als Larve schnell und effizient wachsen zu können. Damit diese Daseinsform möglichst schnell abgeschlossen ist, also zum Beispiel pünktlich vor dem ersten Frost, werden die Entwicklungsphasen »Wachstum« und »Ausdifferenzierung der Organe« durch die Verpuppung voneinander abgekoppelt. Die Larve muss dann erst einmal nur fett werden, weiter nichts.

Um die Theorie zu stützen, verglichen die Forschenden das Wachstumstempo verschiedener Insekten – und stellten fest: Larven, aus denen später durch Verpuppung etwa Schmetterlinge, Bienen oder Ameisen werden, wachsen tatsächlich schneller als Insekten, die sich nicht verpuppen. Zu Letzteren gehören etwa Wanzen und Heuschrecken. Mit Blick auf solche klassischen »Plagegeister« mag man zwar einwenden, dass die auch ohne Puppenstadium recht erfolgreich über- leben. Wenn die Umweltbedingungen stimmen, klappt es also auch mit normalem Wachstum. Die Zahlen sprechen jedoch dafür, dass die meisten Insekten mit der Verpuppung besser fahren: Rund 80 Prozent der Insektenarten setzen auf das Prinzip »Metamorphose«

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