Macht uns umweltgerechtes Verhalten glücklich?

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Macht uns umweltgerechtes Verhalten glücklich
Foto: sarayut_sy // Adobe Stock
Wenn wir etwas für die Umwelt tun, fühlen wir uns gut. Freuen wir uns wirklich über die Natur oder eher über uns selbst?

Viele Menschen glauben: Wer stets den Müll trennt, Wasser spart und mit dem Fahrrad fährt, opfert Bequemlichkeit und Luxus, um dem Planeten und er Menschheit Gutes zu tun. Man verzichtet also auf ein Stück des eigenen Wohlbefindens. Doch stimmt das überhaupt? Oder ist es vielleicht umgekehrt: Macht umweltgerechtes Verhalten glücklich?

In den vergangenen Jahren sind viele Studien zu dieser Frage erschienen. Die Ergebnisse hat ein Forschungsteam aus den Niederlanden in einer sogenannten Metastudie zusammen- gefasst und dabei ermittelt, dass umweltgerechtes Verhalten unterm Strich tatsächlich glücklich macht. Das liegt vor allem daran, dass solche Handlungen unser Selbstbild aufpolieren: Wir haben das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun und moralisch auf der richtigen Seite zu stehen. Wir halten uns für gute Menschen, was wiederum unser Wohlbefinden steigert. Eine Studie mit Daten aus Großbritannien zeigt jedoch: Nicht jeder, der ein grünes Gewissen hat, handelt auch entsprechend. Vielleicht ist es nur der selbstzufriedene Blick in den Spiegel, der uns glücklich macht – und gar nicht die jeweiligen umweltgerechten Taten an sich.

Der US-Psychologe Michael Prinzing wollte daher ermitteln, ob es auch kurzfristig glücklich macht, Joghurtbecher auszuwaschen, im Fair-Trade-Laden zu kaufen und mit der Tram zu fahren statt mit dem Auto. Er verfolgte dafür den Alltag von Menschen aus 14 Ländern. Mehrmals täglich schickte er ihnen einen Onlinefragebogen aufs Handy: Was hatten die Teilnehmenden in der Stunde zuvor getan? Wie fühlten sie sich gerade? Die Daten waren eindeutig: Wer soeben etwas für die Umwelt getan hatte, fühlte sich überdurchschnittlich gut. Der Effekt war am stärksten bei Menschen, die ein »grünes« Selbstbild hatten. Das heißt: Es scheint uns generell glücklich zu machen, etwas für die Umwelt zu tun. Aber der Effekt ist besonders stark, wenn wir dadurch auch unser Selbstbild aufwerten.

Sarah arbeitet als Wissenschaftsjournalistin, unter anderem für „P.M.“ und „National Geographic“. Zum Journalismus kam sie über ihr Studium Modejournalismus / Medienkommunikation in München und Berlin. Auf ihrem beruflichen Weg sammelte sie auch Erfahrungen im Bereich Film und Fernsehen sowie im Marketing. Ihre Interessen liegen vor allem im Tierschutz, Feminismus und in der Kunst – und natürlich im Entdecken von spannenden Geschichten.
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