Im Spätsommer 2022 wird die Raumsonde »Juice« ihre Reise zum Jupiter starten. Die Forschungsmission der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) soll vor allem die Monde des Planeten näher erkunden. Im Fokus steht dabei auch der Eismond Europa: Unter seiner gefrorenen Oberfläche vermuten Astronomen einen tiefen Ozean aus flüssigem Wasser, der womöglich Leben beherbergen könnte.
Am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz in Bremen entwickeln Ingenieure derzeit einen Tauchroboter, der solches Leben auf zukünftigen Missionen aufspüren könnte. Der Plan der Forscher: Eine Sonde setzt das System auf dem Eismond ab. Dann bahnt sich ein Schmelzroboter den Weg durch die Eiskruste. Darin verpackt: das Tauchgefährt »Deep Leng«. Erreicht der Schmelzroboter das Wasser unter der Eiskruste, wird der Tiefseespezialist freigelassen – und erkundet den Ozean.
Dafür muss der Tauchroboter aber zunächst in einer bis zu 100 Kilometer tiefen Finsternis autonom navigieren lernen. Entscheidend für die Mission ist vor allem, dass er dabei immer wieder den Weg zurück zum Schmelzroboter an der Eiskruste findet. Denn der soll auch als Basisstation dienen: Nur wenn »Deep Leng« sicher dort andockt, kann er seine Batterien aufladen und gesammelte Daten an die Erde übertragen, zum Beispiel Messwerte oder Bilder.
Tauchroboter noch in der Übungsphase
Die Forscher üben das Andockmanöver daher zunächst in einem Becken in Bremen: Per Steuerung helfen sie »Deep Leng«, eine Basisstation in einem Tauchbecken zu finden. Die Daten aus solchen Manövern trainieren eine künstliche Intelligenz, mit deren Hilfe der Roboter nach der Übungsphase schließlich unabhängig von äußeren Eingriffen navigieren soll.
Noch aber müssen die Ingenieure zahlreiche Herausforderungen überwinden, um ihren verwegenen Plan in die Tat umzusetzen. Bis »Deep Leng« seine Suche nach Leben unter dem Eis von Europa beginnt, werden wohl noch mindestens 20 Jahre vergehen.
Der Artikel ist in der Ausgabe 03/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.