Gewittert es über Schiffen häufiger als über dem übrigen Meer?

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Blitze über dem Adriatischen Meer nahe Triest in Italien: Wo viele Containerschiffe fahren, tritt das Wetterphänomen häufiger auf Foto: © Getty Images/iStockphoto
Fachleute für Geowissenschaften haben in einer Datenauswertung festgestellt, dass es auf beliebten Schiffstransportrouten fast doppelt so häufig blitzt wie in vergleichbaren anderen Meeresregionen. Warum?

(Text: Jan Berndorff)

Große Containerfrachter sind ziemliche Dreckschleudern. Das ist nichts Neues. Sie fahren meist mit Schweröl, das unvollständig verbrennt, und stoßen daher viel Schwefeldioxid, Ruß und andere unerwünschte Partikel aus. Doch das belastet nicht nur Klima und Meere: Forschende um Joel Thornton von der University of Washington im amerikanischen Seattle haben 2017 herausgefunden, dass die Abgase der Schiffe auch für mehr Blitze sorgen.

Die Fachleute für Geowissenschaften analysierten für ihre Studie Daten des World Wide Lightning Location Network von 2005 bis 2016. Dabei interessierten sie sich insbesondere für zwei beliebte Schiffstransportrouten: eine im südchinesischen Meer von Sri Lanka durch die Straße von Malakka nach Singapur und eine von Singapur weiter nach Vietnam. Sie stellten fest, dass entlang dieser Routen fast doppelt so viele Blitzereignisse registriert wurden wie in wettermäßig vergleichbaren anderen Meeresregionen. Winde, Temperaturen und andere meteorologische Faktoren konnten sie als Ursache für die Häufungen ausschließen. 

Die Containerschiffe selbst sind nicht der Hauptgrund für die Vielzahl an Blitzeinschlägen

Auch die stählernen Giganten selbst, die natürlich aus dem flachen Meer herausragen und eine gute Gelegenheit für Blitzeinschläge bieten, konnten nicht der Hauptgrund sein. Denn die Blitze waren über breitere Streifen entlang der Routen verteilt. Daher vermuten die Forschenden die Ursache in den ausgestoßenen Abgaspartikeln: Sie verteilen sich über die beobachteten Streifen und bieten in der ansonsten recht sauberen Luft Kondensationskeime für Wasserdampf. 

Die sich bildenden Tröpfchen sind allerdings kleiner als bei den größeren, natürlich vorkommenden Aerosolen wie Wüstenstaub oder Pollen. Sie steigen daher bei Aufwind höher in die Atmosphäre, vereisen dort, reiben aneinander und sorgen so für eine elektrische Spannung, die sich in Blitzen entlädt. Es gewittert. Allerdings ohne dass es mehr regnet – das zeigen die Wetterdaten ebenfalls.

Der Artikel ist in der Ausgabe 08/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.

Die P.M.-Redaktion besteht aus einer Hauptredaktion und einer Vielzahl freier Autorinnen und Autoren. Die Magazine „P.M.“, „P.M. Schneller schlau“ und „P.M. History“ erscheinen monatlich und beschäftigen sich mit Themen rund um Physik, Chemie, Biologie, Natur, Psychologie, Geschichte und vielen mehr.
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