(Text: Astrid Viciano)
Kaum eine Erkrankung dürfte so gefürchtet sein wie Krebs. Tumorzellen breiten sich im Körper aus, Metastasen wachsen in Lunge oder Gehirn, Leber oder Knochen. Schrecklich für jeden Einzelnen. Doch zunächst einmal kein Grund zur Sorge für Freunde und Verwandte, ebenfalls daran zu erkranken. Denn auch wenn es Viren gibt, die eine Entstehung von Krebs begünstigen können, überträgt sich ein Tumor an sich nicht direkt von Mensch zu Mensch.
Doch in den vergangenen Jahren haben Wissenschaftler wie Elizabeth Murchison von der Universität Cambridge herausgefunden, dass Krebs zumindest bei manchen Tieren ansteckend sein kann. »Dies zu erforschen ist für uns Menschen enorm wichtig«, sagt die Biologin. Auch weil die Forscher lernen, wie Krebs sich im Lauf der Evolution verändert hat, welche Mechanismen ihm geholfen haben, dem Immunsystem der Tiere zu entgehen.
Muscheln zum Beispiel leiden ebenfalls an übertragbarem Krebs, sogar Hunde erkranken daran. Murchison beobachtete, dass sich unter bestimmten Beuteltieren, den Tasmanischen Teufeln, eine aggressive Krebsart sehr schnell ausbreitet. Zunächst vermutete sie, dass ein Virus dahinterstecken könnte, ähnlich wie das Humane Papillomavirus (HPV), das von einem Menschen auf den anderen übertragen wird und bei infizierten Mädchen und Frauen das Risiko für Gebärmutterhalskrebs erhöht. »Wir haben aber keinen Erreger finden können«, sagt die Biologin. Die Krebszellen selbst übertragen sich also auf andere Tiere. Als ob der Tumor eine Metastase bilden würde, aber in einem anderen Körper.
Der Artikel ist in der Ausgabe 06/2021 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.