(Text: Susanne Donner)
Die Leistungen solcher Maschinen lassen uns oft staunen, zum Lachen bringen sie uns aber meist allenfalls unfreiwillig. Der Informatiker Klaus Weber an der Universität Augsburg wollte das ändern – und hat einem Roboter mit Humor entwickelt. Dabei war es Weber wichtig, dass der heitere Roboter namens »Reeti« nicht einfach einen Witz nach dem anderen heraushaut, sondern die humoristischen Vorlieben seines menschlichen Gegenübers berücksichtigt.
Reeti hat die Größe eines Kleinkinds und erinnert an einen sanftmütigen Alien aus weißem Plastik. »Er wirkt knuffig«, findet Weber. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass er dem maschinellen Gesellen mehr als 10 000 Witze »beigebracht« hat, indem er ihn mit einer entsprechenden Datenbank verknüpfte. Seither beherrscht Reeti schwarzen Humor genauso wie Akademiker- oder Blondinenwitze. Dank Webers Kollegen Thomas Kiderle kann er sogar neue Scherze im Frage-Antwort-Stil kreieren. Dazu greift er auf hinterlegte Wortkombinationen und Satzteile zurück. Ein fiktives Beispiel: Wie heißt ein Vogel, der auf einem Baum sitzt und tanzt? Boogie-Woogie-Huhn.
Roboter »Reeti« kann seinen Humor dem Gegenüber anpassen
Die kniffligste Aufgabe bestand aber darin, den Roboter zu lehren, Mimik und Laute seines Gegenübers richtig zu deuten. Eine Kamera erfasst dafür elf Punkte im Gesicht, etwa die Mund- und Augenwinkel sowie die Nasenflügel. All diese Koordinaten verändern sich bei einem herzhaften Lacher. Natürlich hört man ihn auch. Mithilfe seiner Software versucht Reeti so zu erkennen, mit welchen Scherzen er bei seinem Publikum die meisten Lacher erzielt.
In einem Experiment an 24 Personen stellte Weber fest, dass Reeti besser ankommt, wenn er seinen Humor dem Gegenüber anpasst und seine Witze nicht einfach per Zufall auswählt. Eine besondere Rolle, so Weber, spielt dabei wie bei uns Menschen der erste Eindruck des Gegenübers. Wenn der Roboter dessen Humor gleich anfangs trifft, ist es egal, wenn er später auch Witze erzählt, die dieser Mensch als lau empfindet. Der Proband ist trotzdem angetan. Dagegen konnte Reeti sein Image nicht mehr aufpolieren, wenn er mit deplatzierten Scherzen anfing und sich erst später seinem Gegenüber anpasste.
Weber hofft auf eine Anwendung seiner Arbeiten: Künftig könnten zu Scherzen aufgelegte Roboter in Seniorenheimen die Bewohner aufheitern, damit diese sich besser fühlen.
Der Artikel ist in der Ausgabe 03/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.