Windenergie ist der Weg zu mehr erneuerbaren Energien, weg von fossilen Brennstoffen und CO2-Belastung. Die herkömmlichen Windräder bestehen aus Stahl und Beton – die Herstellung verbraucht also doch wieder sehr viel CO2 und zudem sind die Teile extrem schwer zu transportieren. Warum also nicht auf ein anderes Material umsteigen? Das dachten sich auch Torsten Faber, Leiter des Wind Energy Technology Institute an der Hochschule Flensburg und seine Studierenden und stellten ein Windradkonzept aus Holz vor. Es hält länger, ist günstiger, leichter zu transportieren und vor allem in der Herstellung besser fürs Klima. Ihr Windrad nennt sich Optimus LE, besteht aus einem 80 Meter hohen Turm und hat einen Rotordurchmesser von 92 Metern auf zwei Megawatt.
„LE steht für Low Emission“, sagt Rasmus Dohnke, Leiter des Holzwindradprojekts im Masterstudiengang Wind Energy Engineering. „Zum einen sind unsere Holzrotoren etwas kürzer als die von Anlagen in ähnlicher Größenklasse, was sie laut unseren Simulationen rund sechs Dezibel leiser macht. Zum anderen ist auch die Höhe des Holzturms geringer. Damit ist Optimus LE weniger weit sichtbar und reduziert sozusagen die optische Emission.“ Holz als nachhaltiges Baumaterial erlaubt es der Anlage ebenfalls, klimaneutral zu sein: „Holz verursacht keine CO2-Emissionen bei der Produktion, im Gegenteil es speichert das Treibhausgas sogar“, sagt WETI-Leiter Faber.
Klimaneutral und leiser – wieso gibt es nicht viel mehr hölzerne Windräder?
Dass die Hersteller bislang dennoch an Stahl festhalten, liegt also nicht in Material und Technik begründet. Es sei die Zaghaftigkeit der Branche, die mit den herkömmlichen Materialien gut arbeiten und Geld verdienen konnte, sagt Faber. Zudem kennen sich viele Windkraftingenieure mit Holz nicht aus, und es fehle an finanzkräftigen Pionieren, die einfach mal einen ganzen Park aus Holz zu errichten wagen, der dann als Vorbild dienen könnte, meint Georg Prass, ehemaliger Geschäftsführer der Timbertower GmbH.
Sie haben schon Anfang der 2000er die erste Windenergieanlage der Welt mit Holzturm, der „Timbertower“, in Hannover gebaut. Mehrere Exemplare hat es jedoch nicht gegeben. An dem Windrad liegt das jedoch nicht, vielmehr hat die Industrie der Windenergie Sorgen. Ein Knackpunkt ist: Betreiber wollen eine Garantie haben, dass der Turm mindestens 20 Jahre hält. „Und diese möchte und kann noch kein Hersteller übernehmen“, sagt Theo Peters vom deutschen Windenergieanlagenhersteller Vensys. Doch der Druck, auf Holz umzusatteln, steigt – nicht nur, weil die Klimabilanz auch in der Herstellung alternativer Energieträger eine zunehmende Rolle spielt, sondern genauso, weil Windräder immer größer werden, damit sie mehr Strom liefern. Die Stahlbauteile für den Turm, aber auch Betonfundamente und Kunststoffrotoren werden daher immer größer und schwerer zu transportieren. Holztürme dagegen lassen sich gut in mehreren Segmenten anliefern und vor Ort zusammensetzen. Ebenso ginge das mit Fundamenten und Rotoren. Dort ist die Entwicklung jedoch noch nicht so weit. Inzwischen sind aber mehrere weitere Windräder mit Türmen aus Holz in Planung.
Wären Windräder aus Holz eine gute Alternative?
In Schweden zum Beispiel ist das erste Exemplar in Betrieb genommen. Die schwedische Firma Modvion erstellte 2020 einen Prototypen und nun auch das erste kommerzielle Projekt. Gesetzt wird hierbei auf sogenanntes Furnierholz, circa 144 Schichten, jeweils drei Millimeter dickes, Fichtenholz. Nun ist abzuwarten, ob es weitere Produktionen geben wird, doch es scheint sinnvoll. Laut Modvion hat das Furnierschichtholz einige Vorteile. Sie seien kostengünstiger sowie umweltfreundlicher als Stahltürme. Ebenfalls das Problem des Transports falle weg, da man sie, wie schon in der Theorie gedacht, aus einzelnen Modulen direkt vor Ort zusammenbauen könne. Also die Zukunft der Windenergie?