Ziffern, damit es der Postbote einfacher hat? Von wegen. Hausnummern waren ein Kontrollinstrument des frühneuzeitlichen Staates. Erste Nummerierungen erfolgten auf dem Pariser Pont Notre-Dame zwar schon im 15. Jahrhundert, flächendeckende Systeme wurden europaweit aber erst ab Mitte des 18. Jahrhunderts eingeführt. Überall wollten Staaten wissen, wo ihre Untertanen wohnen – vor allem, um wehrfähige Männer einfacher rekrutieren und Steuern leichter eintreiben zu können. Kein Wunder, dass die Einführung der Hausnummer mitunter auf Widerstand stieß: Im Habsburgerreich etwa schmierten aufgebrachte Bürger Dreck auf ihre Ziffer.
In Berlin gibt es bis heute kein einheitliches System zur Nummerierung
Anfangs gab es keine einheitliche Zählung, teils nummerierten die Behörden einfach sämtliche Häuser eines Ortes durch, von eins bis zu einer vierstelligen Zahl. Ein besonderes Chaos herrscht in Berlin: Hier gilt die Hufeisenzählung, bei der von einer Straßenseite bis zum Ende und dann auf der anderen Seite zurückgezählt wird, neben der moderneren Zickzack-Nummerierung, also gerade Zahlen auf der einen, ungerade auf der anderen Seite.