Mal zeigt sich ein Sprung in einer antiken chinesischen Tasse, mal fehlt der Griff an einem Zuckerdöschen aus Delfter Porzellan – derartige Schäden mussten Museen, die solche Schätze ausstellen, bislang hinnehmen. Einige Häuser bemühten sich zwar bei besonderen Stücken um eine historisch angemessene Reparatur. Doch dafür mussten die Ersatzteile meist per Hand aus Porzellan gefertigt werden. Alternativ stellten 3-D-Drucker die fehlenden Elemente aus Kunststoff her. Doch dieses Material war oft nicht haltbar genug.
Abhilfe schafft jetzt ein neues Druckverfahren, das das Team des Fraunhofer-Instituts für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) in Dresden entwickelt hat. Bei den Fachleuten dort hatte sich die Porzellanabteilung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gemeldet: Sie wollte wertvolle Prunkvasen im Residenzschloss der Stadt ausstellen. Einige der Stücke waren allerdings beschädigt – einer Vase fehlte zum Beispiel ein Henkel in Form eines Elefantenrüssels.
3-D-Druck für Porzellankunst: DAS IKTS präzisierte das verfahren selbst
Das IKTS optimierte daraufhin den 3-D-Druck für Porzellan: Einerseits entwickelte es dafür neue, robustere Kunststoffe, die mit Porzellanpulver versetzt sind. Andererseits präzisierte das Institut das Druckverfahren selbst. Der fehlende Rüssel zum Beispiel wurde in extrem dünnen Schichten gegossen, jede einzelne nur 25 Mikrometer dick, also 25 Tausendstelmillimeter. »Die Resultate sind grandios«, urteilt Heike Ulbricht, Restauratorin der Dresdner Kunstsammlung. Mittlerweile sind auch andere Museen an dem Verfahren interessiert.
Privatleuten, die damit ihre Lieblingstasse flicken lassen wollen, macht das IKTS dagegen wenig Hoffnung: Die Porzellanreparatur per 3-D-Druck ist sehr teuer.
(Text: Jenny Niederstadt)
Der Artikel ist in der Ausgabe 06/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.