(Text: Jenny Niederstadt)
Schon im alten Ägypten wurde gestreikt: Beim Bau der Königsgräber in Theben verweigerten 1159 v. Chr. die Männer die Arbeit, weil sie 18 Tage lang kein Getreide mehr als Lohn erhalten hatten. Die Aktion gilt als erster Streik der Weltgeschichte. Den Begriff dafür nutzen wir in Deutschland allerdings erst seit dem 19. Jahrhundert. Er geht auf das englische Wort »strike« zurück, das in diesem Falle aber nicht wie üblich »schlagen« bedeutet, sondern auf eine Redewendung der Seeleute verweist. Sie legten 1768 in der nordenglischen Hafenstadt Sunderland die Arbeit nieder, um höhere Löhne zu erkämpfen. Dafür gingen die Matrosen an Bord einiger dort vertäuter Schiffe und verhinderten deren Auslaufen – indem sie die Segel einholten. »Strike sails!« heißt das englische Bordkommando dafür. Der Begriff »strike« etablierte sich danach in Großbritannien schnell: Noch im selben Jahr übernahmen ihn zum Beispiel die Seeleute in London und die Kohlearbeiter in Wales. Auch außerhalb des Königreichs setzte er sich durch, sei es in Polen (»strajk«), Schweden (»strejk«) oder Kroatien (»štrajk«). Mit der Industrialisierung erreichte das Wort auch Deutschland: 1865 legen die Buchdrucker in Leipzig ihre Arbeit nieder – sie »striken«, wie es noch mit betont englischer Aussprache heißt. Erst in den 1880er-Jahren wird der Ausdruck eingedeutscht: Da steht er längst für ein machtvolles Instrument der Arbeiterbewegung.
Der Artikel ist in der Ausgabe 01/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.