Zugegeben, das Ganze klingt etwas gruselig. Forschenden um Jay Gopalakrishnan von der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf ist es gelungen, Mini-Organe der besonderen Art herzustellen: In ihren dreidimensionalen Zellklumpen hatten sie nicht nur Teile des menschlichen Gehirns gezüchtet, sondern auch bestimmte Strukturen der Augen, so berichtet der Humangenetiker im Journal »Cell Stem Cell«. Damit diese sogenannten Organoide im Labor heranwuchsen, mussten die Forscher zunächst eine Methode verändern, mit der sie bis dahin menschliche Stammzellen dazu gebracht hatten, sich im Labor in Nervengewebe zu verwandeln. Indem sie die Substanz Retinolazetat zu einem bestimmten Zeitpunkt hinzugaben, regten sie die winzigen Zellklumpen dazu an, bestimmte Strukturen des Auges zu bilden. Zuvor hatten bereits andere Forschungsgruppen Mini-Organe des Gehirns oder der Augen erzeugt. Gopalakrishnan und seinem Team aber gelang es nun, beides in einem Organoid zu züchten.
Wie ihre Untersuchungen später ergaben, hatten sich in den Mini-Organen verschiedene Zelltypen der Netzhaut gebildet, die auch auf Licht reagierten, ebenso wie Gewebe der Hornhaut und der Augenlinse. Mithilfe der neuen Gebilde können Gopalakrishnan und seine Kolleginnen mehr darüber erfahren, wie sich die Strukturen im menschlichen Embryo entwickeln – und künftig auch erbliche Erkrankungen der Netzhaut und des Vorderhirns besser erforschen. »Wir versuchen derzeit, die Organoide noch länger am Leben zu erhalten, um noch reiferes Gewebe zu gewinnen«, sagt der Wissenschaftler.
(Text: Astrid Viciano)