Riesige Paraden ziehen ausgelassen durch die Straßen, Menschen in traditionellen Kostümen schwenken irische Fahnen, sogar Flüsse werden grün – die Farbe Irlands – eingefärbt: Am 17. März feiern Millionen Iren auf der ganzen Welt den St. Patrick’s Day. Denn: Der heilige Patrick ist der Nationalheilige der Grünen Insel. Dabei begann sein Aufstieg wenig ruhmreich mit einer Verschleppung. Als Sohn eines römischen Provinzialbeamten wuchs er um das Jahr 400 herum an der Südwestküste Britanniens auf. Als er etwa 16 Jahre alt war, überfielen Seeräuber das Land und entführten Patricius auf die irische Insel. Fortan musste er tagein, tagaus Schafe hüten.
Zu jener Zeit teilten sich auf Irland keltische Könige die Macht; die meisten Einwohner waren Heiden, ihre Priester hoch angesehene Druiden. Patricius dagegen, in seiner neuen Heimat Patrick genannt, war christlich erzogen worden. Nach sechs Jahren Knechtschaft, so schildert er es in seiner Schrift »Confessio«, hatte er eine Vision, dank der ihm auf einem Boot die Flucht von der Insel gelang. Er kehrte zu seinen Eltern zurück, hörte alsbald aber wieder eine Stimme, wie er in seiner Schrift berichtet: Diesmal forderte ihn die Eingebung auf, erneut nach Irland zu gehen.
Vom Entführungsopfer zum Bischof
Und obwohl Patrick so traumatische Erinnerungen an jene Insel hatte, folgte er dem Ruf. Er wurde Bischof und ließ sich vermutlich 432 nach Irland versetzen. Er war nicht der Erste, der die Iren missionieren sollte, aber er war außergewöhnlich erfolgreich. Es gelang ihm nach eigenen Angaben, »viele Tausend« Menschen zu bekehren, darunter Sklaven, Adlige und selbst Kinder heidnischer Könige.
Spätere Anekdoten schmückten seine Missionierung aus. So soll sich Patrick etwa in Zauberwettkämpfen gegen die heimischen Druiden bewährt haben. Fest steht: Der Missionar legte den Grundstein für die weitere Ausbreitung des Christentums und beeinflusste die Geschichte Irlands damit maßgeblich. Die bis dahin eher als abgelegen betrachtete Insel am Rande Europas wurde langsam Teil der abendländischen Kultur.
Patrick starb wohl 461, angeblich am 17. März. Aus dem kirchlichen Gedenktag machten irische Emigranten in den USA in der Neuzeit eine weltliche Party: Ab 1737 fanden in Boston große St.-Patrick’s-Day-Paraden statt, New York folgte 1762. Auch das Kleeblatt, »Shamrock« genannt, das viele Iren am St. Patrick’s Day an der Kleidung tragen, hat mit dem Nationalheiligen zu tun: Einer Legende nach erklärte er den Heiden auf Irland die christliche Dreifaltigkeit anhand eines dreiblättrigen Kleeblatts.
(Autor: Manuel Opitz)
Der Artikel ist in der Ausgabe 03/2021 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.