(Text: Dieter Möller)
Die Frau ist von Weitem zu erkennen an ihrem Sari in Wasserblau. Der sechs Meter lange Stoff, der Schultern, Beine und Hüften bedeckt, gilt quasi als Uniform einer »Jal Saheli«, einer Wasserfrau. Hunderte von Freiwilligen gehören dieser von internationalen Organisationen unterstützten Frauenbewegung an. Ihr Ziel: Probleme mit der lokalen Wasserversorgung selbst zu lösen. In der Region um Bundelkhand in Zentralindien, gut 400 Kilometer südöstlich von Neu-Delhi, mangelt es besonders an Wasser. Für arme Familien ist das ein Problem. Denn einerseits müssen sie nun teures abgefülltes Trinkwasser kaufen. Und andererseits verringert die Trockenheit die Ernteerträge. Oft fehlt dadurch das Geld für eine Ausbildung ihrer Kinder.
Auch in Dorfräten wird auf die Wasserfrauen gehört
Zwar versorgt der Sommermonsun mit seinem Regen die dürren Landschaften mit Wasser. Doch damit das kostbare Nass nicht abfließt und den Bewohnern lange zur Verfügung steht, müssen Dämme, Teiche und Stauseen rechtzeitig vorbereitet und regenfest gemacht werden. Bei dieser Wasserverwaltung und -konservierung haben die Wasserfrauen das Sagen übernommen. Sie entscheiden im »Wasserrat« mit, wo eine neue Pumpe gebaut wird oder ein kaputter Dorfteich wieder zum Leben erweckt werden kann. Und sie packen tatkräftig an – weil sie gelernt haben, wie etwa Handwasserpumpen repariert und gewartet werden. Ihre Arbeit im Wasserrat hat den Frauen viel Anerkennung gebracht: Auch in Dorfräten wird auf die Wasserfrauen gehört. Sogar der indische Premierminister Narendra Modi hat eine Jal Saheli in seinem Podcast lobend erwähnt.
Der Artikel ist in der Ausgabe 06/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.