Deutschland plane angeblich, Millionen kenianische Arbeiter anzuwerben. Oder: Die Regierung wolle rechtsextreme Politiker und Aktivisten belästigen und töten. Das sind Beispiele von Desinformation, die vor der letzten Bundestagswahl im Netz die Runde machten. Solche Fake News sind eines der am meisten diskutierten Themen der letzten Jahre – und zu einem Dauerstreit geworden: Sind Medien voreingenommen, wenn sie Fake News vor allem mit Rechtspopulisten in Verbindung bringen? Verbreiten in Wahrheit linke und rechte Akteure gleichermaßen Lügen im Internet? Das haben Medienwissenschaftler aus den Niederlanden am Beispiel des Netzwerks X (ehemals Twitter) nun in einer aktuellen Studie überprüft.
Für die im Fachblatt »The International Journal of Press/Politics« veröffentlichte Studie analysierten die Autoren 32 Millionen Tweets von mehr als 8000 Parlamentariern aus 26 Ländern aus den Jahren 2017 bis 2022.
Zudem nutzten sie eine Fact-Checking-Datenbank von mehr als 600 000 Internetadressen, deren Inhalte nach genereller Zuverlässigkeit bewertet wurden – und prüften, auf welche der Adressen Tweets der Politiker verlinkten. Auf der Grundlage der geteilten Links ermittelten die Forschenden dann einen Wert für die »Faktentreue« der Absender. Dabei zeigte sich, dass eine niedrige Faktentreue vor allem mit Rechtspopulismus in Verbindung stand. Für gemäßigte Parteien und auch linkspopulistische Politiker war kein solcher Zusammenhang nachweisbar.
Für die Autoren belegen die Daten, dass das Verbreiten von Unwahrheiten inzwischen ein fester Bestandteil der Strategie der radikalen Rechten ist. Dafür nutzten sie alternative Medien, die Falschnachrichten verstärken. Die Öffentlichkeit müsse solchen Strategien der Desinformation dringend entgegentreten. (vl)
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