Wie gefährlich ist es, wenn ein E-Auto brennt?

von
Foto (C): picture alliance / AP Photo
Fahrzeuge mit Elektromotor geraten bei Unfällen seltener in Brand als Verbrenner. Doch was geschieht, wenn die Batterie in Flammen aufgeht?

Autor: Michael Büker

Alle Kraftfahrzeuge brauchen eine Energiequelle für ihren Motor. Verbrenner führen Kraftstoff mit, der im Motor gezündet wird und ihn dadurch antreibt. Elektrofahrzeuge haben dagegen eine Batterie, die direkt einen Elektromotor antreibt. Wegen der großen Menge an gespeicherter elektrischer Energie können Beschädigungen oder Fehlfunktionen der Batterie zu einem Brand führen.

Darin unterscheiden sich Elektrofahrzeuge nicht wesentlich von Verbrennern, denen dies sogar öfter passiert: Sowohl im Verhältnis zur Anzahl der Fahrzeuge als auch der gefahrenen Kilometer geraten Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor deutlich häufiger in Brand als Elektrofahrzeuge. Während die Feuerwehren in Deutschland mit solchen Bränden schon lange vertraut sind, gibt es bislang noch weitaus weniger Erfahrungen mit Bränden an Elek­trofahrzeugen.

In Versuchen fing die Batterie erst Feuer, als sie gezielt beschädigt wurde

Deshalb crashte die Dekra Unfallforschung gemeinsam mit der Universitätsmedizin Göttingen 2018 und 2019 insgesamt vier gebrauchte Elektrofahrzeuge mit voller Batterie bei hoher Geschwindigkeit. An den Fahrzeugen übten Feuerwehrleute dann Rettungseinsätze unter realen Bedingungen. Dabei wurde auch neue Rettungs- und Löschtechnik erprobt, die speziell auf solche Brände zugeschnitten ist. Die Ergebnisse wurden in Feuerwehr-Fachzeitschriften breit diskutiert und deckten sich mit früheren Versuchen und Erfahrungen von realen Unfällen.

In allen Fällen wurde die Hochspannung der Batterien automatisch vom Rest des Fahrzeugs getrennt, sodass keine erhöhte Stromschlaggefahr bestand. Obwohl sie zum Teil extrem verformt wurden, gerieten die Batterien nicht in Brand. Das Niederspannungs-Bordnetz blieb sogar funktionstüchtig und hätte beispielsweise einen Notruf absetzen können. Die Fahrzeuge waren gängigen Rettungstechniken wie Aufstemmen und Aufschneiden problemlos zugänglich. Lediglich auf die Hochspannungsleitungen im Fahrzeug muss geachtet werden – wie bei den Kraftstoffleitungen in einem Verbrenner auch.

Unsere Versuche bestätigen, dass es keinen Grund gibt, sich im Elektrofahrzeug weniger sicher zu fühlen als im konventionell angetriebenen Pkw.

Dekra-Unfallforscher Markus Egelhaaf

Erst das gezielte Beschädigen der Batterien mit metallischen Werkzeugen führte in den Versuchen zum Brand. Dieser konnte jedoch auch deutlich verzögert eintreten, sodass eine laufende Überwachung einer Unfallwagenbatterie mit einer Wärmebildkamera empfohlen wird. Beim Batteriebrand können Schadstoffe austreten, sodass für Feuerwehrleute ein Atemschutz notwendig ist. Das ist jedoch bei allen Fahrzeugbränden so. Eine außerordentliche Gefahr für Fahrzeuginsassen durch Stoffe aus Batterien sehen die Experten nicht.

Mit speziellen Werkzeug lassen sich Batteriebrände schnell löschen

Das bevorzugte Löschmittel für Batteriebrände ist Wasser. Es ist jedoch mitunter schwierig, das Wasser in das stark geschützte Batteriegehäuse einzubringen. Eine Alternative ist deshalb, das Fahrzeug ganz in Wasser zu versenken, was den Einsatz jedoch langwierig und aufwendig macht. Bevorzugt werden deshalb spezielle Löschlanzen und -nägel, die durch den Fahrzeuginnenraum von oben in die Batterie gerammt werden. Mit ihnen konnten alle Batteriebrände zuverlässig innerhalb von Minuten gelöscht werden.

Dekra-Unfallforscher Markus Egelhaaf resümierte im November 2019: »Unsere Versuche bestätigen, dass es keinen Grund gibt, sich im Elektrofahrzeug weniger sicher zu fühlen als im konventionell angetriebenen Pkw.« In der Fachzeitschrift »Feuerwehr-Magazin« stellte der Göttinger Notfallexperte Nils Kunze-Szikszay nach den Versuchen fest: »Die Standardrettungsmethoden der Feuerwehr funktionieren auch beim E-Fahrzeug.«

Der Artikel ist in der Ausgabe 02/2021 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.

Die P.M.-Redaktion besteht aus einer Hauptredaktion und einer Vielzahl freier Autorinnen und Autoren. Die Magazine „P.M.“, „P.M. Schneller schlau“ und „P.M. History“ erscheinen monatlich und beschäftigen sich mit Themen rund um Physik, Chemie, Biologie, Natur, Psychologie, Geschichte und vielen mehr.
Die P.M.-Redaktion besteht aus einer Hauptredaktion und einer Vielzahl freier Autorinnen und Autoren. Die Magazine „P.M.“, „P.M. Schneller schlau“ und „P.M. History“ erscheinen monatlich und beschäftigen sich mit Themen rund um Physik, Chemie, Biologie, Natur, Psychologie, Geschichte und vielen mehr.
P.M. Wissen

3 Ausgaben lesen und 50% sparen!