„Aufbewahrungsanstalt“ – so hieß 1802 die wohl erste deutsche Kindertageseinrichtung, gegründet im Fürstentum Lippe. Hier konnten Eltern ihren Nachwuchs im Sommer abgeben, wenn sie tagsüber mit Erntearbeiten beschäftigt waren. Im Laufe des 19. Jahrhunderts, als immer mehr Mütter arbeiten mussten, weil der Verdienst des Mannes allein nicht ausreichte, entstanden viele solcher Anstalten. Meist handelte es sich um „Kleinkinderschulen“, in denen Kinder nach einem Stundenplan lernen sollten. Spielen? War nur eine Belohnung für geleistete Arbeit.
Der Kindergarten: Eine Gefahr für die öffentliche Ordnung
Umso revolutionärer war die Idee des Thüringer Pädagogen Friedrich Fröbel, der 1840 eine Einrichtung namens „Kindergarten“ schuf. Er wollte den Kleinen nicht Gehorsam und Unterordnung beibringen, sondern einen Raum bieten, in dem sie sich spielerisch entfalten können. Denn, so Fröbels Erkenntnis: Kinder lernen, indem sie spielen. Fröbels liberale Gedanken kamen nicht überall gut an: Der strenge Preußenstaat sah in Kindergärten nach der Revolution 1848/49 eine Gefahr für die öffentliche Ordnung und verbot sie zwischen 1851 und 1860.