Manch einer beißt sich auf die Lippen, wenn er traurig ist. Andere schlagen in ihrer Wut mit der Faust gegen die Wand. Studien haben gezeigt, dass Schmerzen emotionalen Stress lindern können. Oft lag der Fokus dabei jedoch auf Menschen mit psychischen Schwierigkeiten, die sich regelmäßig selbst verletzen. Wie sieht es bei Gesunden aus? Und wie effektiv sind leichte Schmerzen im Vergleich zu mentalen Bewältigungsstrategien?
Schmerz als eine Strategie gegen schlechte Gefühle
Dieser Frage ging nun ein Forscherteam aus New York nach. Die Wissenschaftler zeigten ihren Probanden eine Reihe von Bildern, die miese Gefühle weckten: von Ungeziefer auf Kuchen etwa, von Zahnarztbehandlungen oder Hautverletzungen. Danach konnten die Versuchspersonen ihre schlechten Gefühle durch verschiedene Strategien mildern. Sie sollten etwa versuchen, an etwas anderes zu denken. Oder die Bilder so umzudeuten, dass sie weniger schockierend wirkten. Alternativ konnten sich die Probanden selbst leichte Elektroschocks verpassen. Tatsächlich wählten mehr als zwei Drittel zumindest gelegentlich den Schmerz. Mit Erfolg: Die Elektroschocks waren genauso wirksam wie die bewährten Techniken aus der Psychotherapie.
Warum der harmlose Schmerz hilft, ist jedoch unklar. Liegt es am guten Gefühl, wenn er nachlässt? Oder daran, dass man sich in Sekundenschnelle damit ablenken kann? »Diese Frage müssen spätere Studien beantworten«, schreiben die Forscher.
(Text: Jochen Metzger)
Der Artikel ist in der Ausgabe 05/2021 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.