China vor 9000 Jahren: Tranken Menschen schon damals Bier?

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Foto: © imago images/JanPietruszka
Archäologen untersuchten in China ein 9000 Jahre altes Hügelgrab - und entdeckten dabei Gefäße, aus denen später typischerweise Alkohol konsumiert wurde

Als sie ein Grab im chinesischen Qiaotou im Tal des Jangtse untersuchten, machten Archäologen eine ungewöhnliche Entdeckung. Zunächst lagen in dem 9000 Jahre alten Hügelgrab die sterblichen Überreste zweier Menschen. In Gruben daneben aber standen Töpfe unterschiedlicher Größe, viele davon noch intakt und einige mit weißer Farbe dekoriert. Es könnte sich sogar, spekulieren die Forscher, um die früheste bemalte Keramik der Welt handeln. 

Die kleineren der Gefäße ähneln Trinkbechern, wie sie auch heute noch weltweit in Gebrauch sind. Bei sieben anderen Gefäßen aber handelt es sich um sogenannte Hu-Becher, aus denen in späteren Epochen in China typischerweise Alkohol konsumiert wurde. An deren Wänden entdeckten die Forschenden im Labor Stärke, Pflanzenteile, Schimmel und Hefe, die sie mit Proben des umliegenden Bodens verglichen. Dort fanden sie jedoch keine Schimmel- und Hefespuren, die Reste stammten also eindeutig von einem Getränk, das die Becher einst enthielten. »Aus den Ergebnissen folgern wir, dass die Gefäße aus Qiaotou Bier im weitesten Sinne enthielten«, erklärt die Anthropologin Jiajing Wang vom US-amerikanischen Dartmouth College: »Es war ein fermentiertes Getränk, das aus Reis, einer Pflanze namens Hiobsträne und unbekannten Knollen gebraut war.«

Die Schimmelkulturen ähnelten eher Sake als »Bier«

Allerdings, betont sie, habe das Getränk keine Ähnlichkeit mit heute gehandelten Biersorten gehabt. »Stattdessen war es ein leicht fermentiertes, süßliches Getränk und vermutlich naturtrüb.« Der Schimmel diente ebenso wie die Hefe der Fermentation. Er ähnelt Schimmelkulturen, die bis heute für die Herstellung von Sake verwendet werden. Reispflanzen befanden sich damals gerade in der Anfangsphase der Domestikation, die Menschen lebten immer noch hauptsächlich vom Jagen und Sammeln. Die Körner zu ernten und zuzubereiten war sehr arbeitsintensiv. Das Getränk könnte daher, vermuten die Fachleute, rituelle Bedeutung gehabt und mit der Bestattung der beiden Toten in Zusammenhang gestanden haben.

(Text: Angelika Franz)

Der Artikel ist in der Ausgabe 01/2022 von P.M. Schneller Schlau erschienen.

Die P.M.-Redaktion besteht aus einer Hauptredaktion und einer Vielzahl freier Autorinnen und Autoren. Die Magazine „P.M.“, „P.M. Schneller schlau“ und „P.M. History“ erscheinen monatlich und beschäftigen sich mit Themen rund um Physik, Chemie, Biologie, Natur, Psychologie, Geschichte und vielen mehr.
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