(Text: Sven Stillich)
Es gibt mehrere Inseln, die so enttäuscht haben, dass sie nach diesem Gefühl benannt wurden. Die Îles du Désappointement sind eine winzige Gruppe von Atollen in Französisch-Polynesien. Die Riffe, die eine Lagune umschließen, liegen mitten im Pazifik. Das klingt eigentlich nach schönem Urlaub. Doch der Legende zufolge soll das Ferdinand Magellan ganz anders gesehen haben. Der Entdecker streifte die Inseln 1519 auf dem Weg zu den Philippinen, dachte sich: »Hier fülle ich meine Schiffsvorräte auf!« – und war dann sehr enttäuscht, dass er dort kein Wasser finden konnte. Einer zweiten Legende nach geht der Name eher auf John Byron zurück. Der Weltumsegler wurde 1765 von den Inselbewohnern so unfreundlich empfangen, dass er weitersegelte und seiner Enttäuschung durch den Namen Ausdruck verlieh, den er den Inseln gab. Heute leben dort rund 300 Menschen.
Disappointment Island: Eine weitere »Enttäuschungsinsel«
Eine weitere »Enttäuschungsinsel«, Disappointment Island, liegt bei Neuseeland. Wie sie zu ihrem Namen gekommen ist, weiß man nicht, und auf ihr wohnt auch niemand. Berühmt – oder eher berüchtigt – ist die Insel nur wegen zweier Schiffsunglücke: 1866 zerbarst das Passagierschiff »General Grant« an den Klippen einer nahen Insel. 15 Überlebende schafften es nach Disappointment Island, wo sie 18 Monate auf ihre Entdeckung warteten. Und 1907 sank dort der Viermaster »Dundonald«. 16 Überlebende warteten sieben Monate auf Hilfe. Doch beide Male wurden die Gestrandeten – wenn auch erst spät – aufgelesen. Eine Enttäuschung erlebten sie also nicht: Vielmehr hat Disappointment Island ihnen das Leben gerettet.
Der Artikel ist in der Ausgabe 12/2021 von P.M. Fragen & Antworten erschienen.