Wie sieht das Auto der Zukunft aus?
Ein Auto, das sich per Fingerschnipp verwandelt, Module wie Legosteine austauscht und sich im Design an den Lebensphasen seiner Besitzer orientiert – das ist keine Science-Fiction mehr. Was wie ein Zaubertrick im Autohaus beginnt – mit einem Hologramm für Kleinkinder oder einem Infotainment-Modul für Teenager – ist das Ergebnis eines radikalen Umdenkens in der Fahrzeugentwicklung. Weg vom Statussymbol, hin zum Alltagsbegleiter, der sich flexibel anpasst.
Die Vision: modulare Fahrzeuge mit langlebigem Unterbau, die individuell konfiguriert werden und so ein ganzes Leben lang halten. Was heute kaum vorstellbar ist, wird in Forschungszentren längst getestet – mit Modulen, die sich wie Bausteine auswechseln lassen, samt neuester Technik bei jedem Upgrade. Das „life-centered Design“, so nennt es Autodesigner Othmar Wickenheiser, denkt den Nutzer erstmals über Jahrzehnte mit – nicht nur beim Kauf. Und dank des Elektroantriebs ist der Platz im Innenraum so variabel wie nie. Der Mix-Van der chinesischen Marke ZEEKR zeigt bereits, wie viel Raum mit flacher Plattform und vier Radnabenmotoren geschaffen werden kann: drehbare Sitze, Tischgruppen, Sofaeinbauten – alles ist möglich.
Der neue Taktgeber heißt China
Während Deutschland über Premium-Image und Scheinwerfer-Design sinniert, hat China längst das Tempo erhöht. BYD, ZEEKR und Co. setzen mit rasanter Innovationskraft neue Standards. Sie entwickeln für einen Markt, in dem niemand fragt, ob etwas „schon mal da war“. Das zeigt sich nicht nur in ungewöhnlichen Details wie vier Schiebetüren mit elektronisch verstellbaren Rädern, sondern auch im Denken: In China ist nicht das Fahren Luxus, sondern das Nichtfahren. Wer kann, lässt sich chauffieren – und sitzt dabei mit der Familie auf dem Sofa.
Dass diese Dynamik auch mit deutschem Know-how zu tun hat, ist eine der großen Ironien des Wandels. Designer wie Peter Schreyer, einst prägend bei VW, prägen nun das Erscheinungsbild asiatischer Marken. „Asiatische Autos tragen heute die Handschrift deutscher Designer – aber die Zukunft wird nicht mehr in Deutschland geschrieben“, sagt Wickenheiser. Neue Konzepte wie das „Gamma 3“-Fahrzeug, das Straße und Schiene kombiniert, oder Ideen wie der RoadTrain – eine Kette zusammenschiebbarer Autos – zeigen: Die Suche nach urbanen Mobilitätslösungen ist längst in vollem Gange.
Zukunft mit Wechselsystem
Autonomes Fahren auf Level 5 ist in chinesischen Städten bereits erlaubt. Gleichzeitig setzt man auf Akkuwechsel statt Laden – in vier Minuten ist ein leerer Akku ersetzt. Während Europa noch diskutiert, bauen chinesische Hersteller bereits entsprechende Infrastruktur. Feststoffbatterien mit über 1000 Kilometern Reichweite sind im Anmarsch.
Doch Europa ist nicht abgemeldet. Avantgardistische Designs wie der BMW i3 oder das Interface in der „BMW-Niere“ setzen weiterhin Maßstäbe. Auch der Tesla Cybertruck oder künftige Kei-Car-Konzepte zeigen, dass die Branche mit Low-Res-Ästhetik und mutigen Entwürfen experimentiert. Und es gibt sie noch, die verrückten Ideen: Fahrräder, die in Autoschlitze passen, damit man im Stadtverkehr einfach umsteigt. Oder Wagen, die mit Licht und Sensorik kommunizieren statt mit Hupe.
Die Autoindustrie steht vor der größten Transformation ihrer Geschichte. Und während die Antwort auf die Frage, wie das Auto der Zukunft genau aussieht, noch offen ist, zeigt sich schon jetzt: Es wird flexibler, smarter, nachhaltiger – und vermutlich ganz anders, als wir heute denken.
Die ganze Geschichte steht in P.M. Ausgabe 09/2025

