Die präziseste Uhrzeit der Welt ist bislang die Atomuhrzeit. In 15 Milliarden Jahren geht sie um weniger als eine Sekunde falsch. Zumindest wurde das so berechnet, denn in der Praxis werden wir es natürlich nie erfahren. Die Genauigkeit der Zeitmesser rührt daher, dass der Takt der Atomuhren von Atomen vorgegeben wird, deren Energiezustand sich sehr regelmäßig ändert – viel regelmäßiger, als dies bei traditionellen Uhren der Fall ist, die von Quarzkristallen oder gar mechanischen Pendeln angetrieben werden. Eine neue Technik könnte nun aber selbst die Genauigkeit von Atomuhren noch übertreffen: Atomkernuhren. Ihre Funktionsweise ist der von Atomuhren ähnlich: Maßgeblich für den Takt sind Zustandsveränderungen von Atomen.
Aber: Was ist Zeit überhaupt?
Die Atomuhrzeit ist in 15 Milliarden Jahren nur ein paar Sekunden falsch
Die Hauptrolle bei der Atomkernuhr spielt allerdings nicht die Atomhülle, sondern der Atomkern. Und weil der noch viel kleiner ist als die Hülle, ist er weniger empfindlich gegenüber Störeinflüssen und produziert dadurch weniger Abweichungen bei der Zeitmessung. Berechnungen ergaben, dass eine Atomkernuhr auf Basis des Isotops Thorium-229 siebenmal so genau sein sollte wie die bislang beste Atomuhr. Theoretisch. Denn noch gibt es kein lauffähiges Exemplar. Zwar hat ein Forschungsteam der Universität München einige Hindernisse überwinden und kürzlich erstmals Thorium-229 in einen entsprechenden Energiezustand versetzen können. Bis zur Inbetriebnahme eines ersten Atomkernuhr-Prototyps wird es allerdings wohl noch bis in die 2030er-Jahre dauern.